11. Oktober 2012

Meek's Cutoff (Kelly Reichhardt) 7,58



Vielleicht ist Kelly Reichhardts Western ein Meisterwerk, das Konzept jedenfalls ist so radikal wie es nur sein kann: konsequent auf 1,33:1 reduziert, unglaublich spröde, schwer zugänglich. Ein Hochgenuß, dem beizuwohnen ist es jedoch (zu) selten, ganz im Gegensatz zur faszinierenden Ruhe von Old Joy oder dem großartigen Wendy and Lucy bleibt Meek's Cutoff doch eher gefangen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Langeweile.

Das Spürbarmachen der Unsicherheit, das Hineinversetzen in diese fast surreale Situation des Überlebenskampfes der kleinen Gruppe und auch der feminine Blickwinkel auf eine männerdominierte Welt bzw. ein männerdominiertes Genre kommen erst spät im Film besser zur Geltung.

Eigenartige Szenen im Halbdunkel stehen einzelnen grandiosen Bildeinfällen gegenüber: etwa die ultralangsame Überblende, die einen Reiter wie am Himmelszelt entlang schleichen lässt, oder als jemand plötzlich völlig getarnt nach einigen Sekunden aus den Felsen hüpft. Das ist verblüffend, aber vielleicht auch nicht mehr als das seltene Hinwerfen von kleinen kunstvollen Brocken in einen zähen "Naturalismus"-Brei.

Meek's Cutoff ist schwer einzuordnen, nicht jedem empfehlbar: sehr spröde, zuweilen fast ungenießbar, wenig packend, aber definitiv ein Ereignis, ein in gewisser Weise wohl gar genialer femininer Kommentar zu einem uramerikanischen Männer-Genre.

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