Nach dem ultimativen Meisterwerk
Import Export hat sich Ulrich Seidl lange Zeit gelassen und an einem Megaprojekt gearbeitet, einem Werk über drei miteinander verwandte Frauen (genauer gesagt, zwei Frauen und ein Mädchen), die jeweils ihren eigenen (Leidens?)Weg gehen und dabei offensichtlich das Paradies suchen..
Nachdem Seidl gemerkt hat, dass dieses Werk ausufern würde, hat er sich entschlossen, drei separate Filme daraus zu machen, die innerhalb äußerst kurzer Zeit veröffentlicht werden. Unter anderem hat ihm das den Rekord eingebracht, mit drei Filmen in den direkt aufeinanderfolgenden Wettbewerben der drei A-Festivals Cannes, Venedig und Berlin vertreten zu sein. Ob es wirklich drei komplette Filme gebraucht hat, oder dieses Projekt ein bisschen die Stellung eines herausragenden Filmautors ins Wackeln bringt, muß sich nun zeigen (um es vorwegzunehmen, ist Seidls Entscheidung nicht völlig aufgegangen).
Im ersten Film der Trilogie geht es um die Liebe und die verzweifelte Suche nach ihr. Theresa, die in einem Autodrom arbeitet (in dem zu Beginn eine Gruppe geistig behinderter Menschen ihren Spaß haben – in der knallharten Konfrontation des Publikums, „Lachen und/oder sich sehr unwohl fühlen“, eine Parade-Szene für das Werk Seidls), verabschiedet sich von ihrer Tochter (die Hauptperson des dritten Films Hoffnung), die sie zu ihrer Schwester gebracht hat (Hauptperson des zweiten Teils Glaube) Richtung Kenia, wo bereits Freundin Inge wartet, die die schwarzen Beachboys dort zum Ablecken und Reinbeißen findet.
Seidl scheint in der ersten Hälfte seines Films noch mehr in die Groteske zu wollen, als in vorherigen Werken wie Hundstage. Und die absurden Tableaus in dieser Phase sind auch höchst komisch, zumindest wenn man sich auch traut, bei diesen irritierenden Momenten, die das Geschäft der Sexarbeit fern vom „bürgerlichen“ Europa sowie Geschlechterverhältnisse karikieren, im Kino zu lachen.
Das, was Seidl will, ist immer noch sehr gut und sehr richtig, sein Stil und seine Herangehensweise unnachahmlich, aber sein Kino wirkt auch langsam erschöpft; vor allem dieser Film, je weiter er fortschreitet. Am deutlichsten macht das auch die Orgie am Ende – hier glaubt man sich teilweise schon in einem Larry Clark Film; während Seidl z.B. die unerträglich tragische Intensität einer ähnlichen Szene bei "Import Export" nicht wieder erreicht.
Der Ausklang des Films ist dennoch gut gelungen: der nüchterne Blick auf das vermeintliche Paradies, auf eine Welt, die von Machtverhältnissen dominiert und für immer geprägt ist...sie sind hier umgedreht im Sinne von ausgebeuteter Mann – ausbeutende Frau, nicht jedoch das Verhältnis weiß-schwarz...