5. Juli 2013

Au cul du loup (Pierre Duculot) 8,4



Es ist nicht bloß ein Film über eine junge Frau, die aus ihrem mittelmäßigen Stadtleben ausbricht, sich gegen Eltern und Partner stellt, und ihr Heil am Land bzw. in den Armen eines (etwas gar fesch-schlafzimmerblickend und verständnisvoll gezeichneten) Schäfers sucht, um ein völlig heruntergekommenes Haus in einem fast ausgestorbenen Dorf im Nirgendwo zu renovieren und es zu bewohnen.

Der umwerfend schöne, durchgehend luftig-frische Film mit dem ungewohnten Mut zu einer wahrlich nicht besonders „schönen“ Hauptdarstellerin ist metaphorisch zu verstehen: für alle Menschen, die ihren eigenen Weg gehen müssen, die scheinbar völlig unvernünftige Dinge tun müssen, um sich lösen zu können - von Eltern, Partnern etc.

Wunderbar zeigt das liebevolle Werk aber nicht bloß das Drama des Widerstands und des Konflikts, sondern auch was es heißt, trotz deutlicher Differenzen zusammenzuhalten: wie die Menschen, die einen scheinbar für verrückt halten und für diese Verrücktheiten scheinbar verteufeln, plötzlich doch wieder dastehen und ihre Hand zur Unterstützung und Versöhnung reichen.

„Das Haus auf Korsika“ ist ein humanistischer Film, und atmet damit sozusagen den Geist vieler alter Werke von Meistern wie Rossellini oder Kurosawa, die von Herzlichkeit und Wärme geprägt waren, und von armen Menschen erzählten – auch wenn diese Geschichte im Mittelstand spielt, erreicht sie dennoch universale Größe.

2 Kommentare:

  1. Danke für die Kritik, den hatte ich gar nicht auf dem Radar!Mit dem Kurosawa und Rosselini Vergleich hast du meine Erwartungen allerdings sehr hochgeschraubt...bin gespannt!

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  2. Ob das Nennen dieser Größen kontraproduktiv war? :D

    Inszenatorisch bitte kein Wunderwerk erwarten, und ich könnte mir auch vorstellen, dass manche ihn als bloß netten Arthausfilm rezipieren; mich hat er jedenfalls ziemlich ins Herz getroffen und mich zu solch steilen Assoziationen bewogen. :)

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