9. Juni 2013

War Horse (Steven Spielberg) 3,6



Mit großer Wahrscheinlichkeit Spielbergs schlechtester, vielleicht sogar der einzig wirklich schlechte Film seiner tollen Karriere. Nichts an dieser über zweistündigen Liebesgeschichte zwischen Jüngling und Pferd ist so gekonnt spannend wie die meisten seiner Filme, oder gar von Bedeutung über sein eigenes Schaffen hinaus.

Am "schönsten" ist das seltsame Drama in seinen Kitschmomenten, die so hemmungslos plakativ geraten sind, dass man weder lachen noch weinen sondern irgendwie nur noch paralysiert grinsen kann...leider sind diese Momente aber so rar gesät, dass der (liebevolle) Trashfaktor ziemlich untergeht; nur Anfang und Ende sind derart ultrakitschy.

Zu Beginn erinnert lustigerweise vieles an Peter Jacksons ebenda auch noch heile Tolkien- bzw. Auenland-Welt: Ausleuchtung, Kameraperspektiven, Haus im Grünen, ja selbst die Haare der DarstellerInnen. (Heißt der Film gar deshalb auf deutsch: "Gefährten"?)

Spielberg hat an AkteurInnen übrigens einiges an Können versammelt; vor allem im ersten Drittel zeigen Mullan, Thewlis und Watson, wieviel Potential hier eigentlich vergeudet wird. Dieser erste Abschnitt ist rückblickend dank des Kitschfests zu Beginn noch der beste, danach wird "War Horse" zum Kapitelfilm und völlig belanglos. Spielberg hat dem, seinem Kriegsfilmuniversum nichts Relevantes mehr hinzuzufügen, weder formal noch inhaltlich; das Pferd als schicksalsabhängig "Reisender" hat schon so manchen zur Bemerkung "Spielbergs Balthasar" bewogen; durchaus treffend, aber natürlich kann man so nur verlieren. Manchmal erinnert die Odyssee auch an den vielleicht spielbergsten aller Nicht-Spielberg Filme: Forrest Gump.

Nach einem völlig belanglosen Mittelteil versucht der weltweit wohl bekannteste aller Filmemacher gegen Ende leise Magie und Humanismus zu vermengen, und das hat, bei aller Naivität auch was (flüchtendes Pferd im Stacheldraht, gemeinsame Befreiungsaktion), aber eben nichts Bedeutsames. Alles, was man hier sieht, meint man schon fast exakt so woanders bereits gesehen zu haben.

Zum Schluß kehrt Spielberg wieder zu diesen diesmal eigenartig blutleeren "schönen (jedoch nicht bewegenden) Bildern in den warmen Farben" zurück, eine Hommage an Filme von John Ford soll das laut den Kennern sein.

Das Junge/Pferd/Kriegs-Drama ist jedenfalls ordentlich in die Hose gegangen: weder unfreiwillig heiteres Kitschfest, und schon gar nicht fesselnd-bewegend-emotionales Epos; "War Horse" ist bloß ein mageres Pseudoepos mit einer leisen Ahnung von all dem, was Spielberg, trotz all den Reibepunkten an seinem Stil, sonst eigentlich immer perfekt beherrscht.

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