19. Mai 2012

Schlafkrankheit (Ulrich Köhler) 7,42



Ein gelobter, preisgekrönter „Afrika-Film“, da gehen die Erwartungen hoch. Wird Köhler in ähnliche Sphären wie vor einiger Zeit die große Claire Denis mit White Material vorstoßen können? Der Film beginnt gleich gewohnt "neu-deutsch"/lakonisch/einfach/aufregend, gewaltig rauschen Lastwägen an der statischen, aber etwas wackelnden Kamera vorbei, darauf folgend eine unterschwellig unangenehme Diskussion mit Beamten - sofort spielt Köhler mit bestimmten Klischee-Erwartungen an den "dunklen Kontinent" ohne allzu präzise zu werden, was sich auch durch den gesamten Film zieht.

Die Hauptfigur ist ein sehr knorriger Herr, jegliches Sympathiepotential scheint gestrichen…für Sympathien scheint der andere Hauptcharakter geschaffen, der erst im zweiten Teil auftritt: ein junger, smarter Arzt; er ist als Europäer mit dunkler Hautfarbe in Afrika unterwegs. Wie er dort mit seinen und anderen Erwartungen kämpfen muß, hat Reiz und wirkt zugleich etwas erzwungen. Köhler gestaltet seinen Film regelrecht unkonventionell, sprunghaft, auslassend, was oft schon auch einen Tick zu ausgeklügelt wirkt; dennoch bleibt das Drama zugleich aber auch bodenständig und faszinierend. Durchzogen wird der Film gleich von einigen spannenden Themen: z.B. die Grenze zwischen humanitärem Einsatz und (Geld-)Betrug/Schwindel, aber auch eine bröckelnde Beziehung. All das wird aber letztlich auch wieder wenig verhandelt - ein ganz eigenwilliger Stil. 

Das Ende ist dann wie eine Hommage mit Ausrufezeichen: an Apichatpong Weerasethakul und sein Meisterstück Tropical Malady. Wobei der Film wieder so lakonisch endet, dass man den magischen Thailänder gleich wieder vergessen kann. Köhler hat einen sehr eigensinnigen Film mit Faszinationspotential gedreht – ein Potential, das dennoch, so scheint es, nicht vollkommen ausgeschöpft wurde.

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