10. März 2013

Raavanan (Mani Ratnam) 6,20



Pathetische, immer wieder großartige Bilder, ganz große Gefühle, mimisch oft etwas befremdlich (schlecht traut man sich ja kaum zu sagen) vorgetragen – Raavanan vertritt mit seinen typischen Elementen ein stets faszinierendes asiatisches Kino. Getanzt und gesungen wird auch, dennoch ist es kein klassischer Bollywood-Film, könnte man meinen. Die Grundelemente sind aus einem indischen Nationalepos (das auch in Sita sings the Blues thematisiert wurde) übernommen: schöne Frau, verheiratet mit (allerdings ganz und gar nicht edlem, dazu leider auch ganz schwach geschauspielerten) Polizist, entführt von einem wilden, glutäugigen, dabei skurrilerweise auch oft ziemlich gagaesken Verbrecher. Dass das alles Gefühlschaos vorprogrammiert, ist klar.

Ratnam gelingen immer wieder tolle, höchst edle Bilder (Großaufnahmen! Zeitlupen!); die komprimiert in der Mitte des Films eingestreuten Tanzsequenzen sind (immer noch) gewöhnungsbedürftig, aber eindrucksvoll. Die Schwäche des Films ist trotz aller kulturellen Eigenheiten leider seine Zerfahrenheit. Eine wichtige, dramatische Szene zu Beginn wird öfter wiederholt um Bedeutung draufzustempeln, doch immer wieder gibt es auch kürzere, fast abgehakt anmutende Sequenzen, die schnell wieder vorbei sind und schon eilen wir zum nächsten Punkt. Das pathetische Ende verspricht zunächst große Emotionen, wird aber, anstatt dann auch mal zu enden, immer zäher und fader.

Ratnam hätte alle Möglichkeiten gehabt, ein fesselndes und inszenatorisch großes, alternatives Bollywood-Epos zu schaffen, doch am Ende überwiegt dann doch etwas die Ernüchterung. Der durchgedrehte, charmante Schurke (als einziger des Haupt-Trios wirklich charismatisch) und Szenen wie der Showdown-Kampf auf der Brücke, dazu die immer wieder edlen Bilder (und tatsächlich, die Tanzeinlagen) machen das ausufernde Epos aber schon sympathisch.

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