Dieser zunächst enorm ansprechend „wilde“ Film um eine Gruppe von jungen freiheitsuchenden serbischen Menschen, die mit einem Sex-Theater durch das stockkonservative Land ziehen, sieht sehr lange nicht nur wie ein rauer Bruder von Tournée, sondern auch wie eine Art besserer Gegenentwurf zu Srpski Film aus: der anarchistische Grundton, der sich auch in einer ebensolchen Inszenierung spiegelt, macht viel Spaß…bis plötzlich zum „harmlosen“ Provozieren die Snuff-Thematik ins Spiel kommt; schon schräg, dass dem Töten von Menschen als Unterhaltung gleich in zwei sonst sehr verschiedenen zeitgenössisch-wütenden serbischen Filmen solche Bedeutung zukommt.
Interessant ist zwar der Aspekt, dass die Opfer hier oft selbst den Tod wollen, sei es um von Qualen erlöst zu werden oder um Geld für die Familie zu lukrieren (!); hier erkennt man noch am ehesten einen Ansatz einer Analyse einer völlig verzweifelten, gebeutelten Gesellschaft. Nebenbei kommt es zu grotesken und gleichzeitig erschütternden Szenen rund um die inszenierten und abgesprochenen Morde.
Wie die sympathischen VöglerInnen zu Mördern werden und dass hier alle Charaktere den Bach runter gehen und ihr Leben zum Großteil ohne ersichtliche Gründe wegwerfen, ist jedoch nicht gerade vorteilhaft für den seltsam von erfrischend revolutionärem Geist in lethargisches sich-Selbstaufgeben kippenden Film. Auch wenn man mit etwas Abstand schon wieder eine interessante Bedeutung konstatieren könnte – beim Ansehen fühlt sich das einfach nur schwach an. Im Gegensatz zu "Srpski film" scheint es auch nicht so als können die Handlungen der jungen Menschen als Allegorie auf Kriegstraumata und einer um jede Entwicklungsmöglichkeit beraubten Gesellschaft gelesen werden…
Leben und Tod einer Pornobande ist streckenweise durchaus ein interessanter, radikaler und toller Film, der gegen Ende jedoch völlig an Sinn und Stimmigkeit verliert und bedauerlich in seinem plumpen, unerklärten Nihilismus ersäuft.
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