YouTube ist in Sachen Trends und beliebten Sendungen mittlerweile so etwas wie das Musikfernsehen der Generation davor. Mit dem Unterschied, dass man keine Sendeerlaubnis, mühsame Auswahlverfahren oder Beziehungen braucht, um auf Sendung zu gehen. Jede und jeder kann sein Programm verbreiten. Von mehr als 10 Leuten gesehen werden freilich trotzdem nur wenige. Aber immer wieder gibt es sie - „Amateure“ aus den Wohnzimmern, die mit simplen, aber generationssensiblen Produktionen durch virale Verbreitung zu Internet-Stars mit hunderttausenden Klicks zu werden – freilich während Hunderttausende (Ältere) noch nie von ihnen gehört haben – was wohl noch den gravierendsten Unterschied zu den Stars (oder den sog. „Promis“, die allerdings auch kaum jemand kennt) im TV macht.
Die lebendige, völlig unpeinlich zeitgeistige Doku begleitet nun drei solcher YouTube Stars und zeigt vor allem wie unterschiedlich diese sein können: jeder Geschmack (Geschmack?) wird bedient - da gibt es Sami alias Herr Tutorial, der sich einfach seine Kamera schnappt und Stylingtips oder Ähnliches gibt: ein quirliger junger Mann, der nur im und für das Internet zu leben scheint, rund um die Uhr. Dann gibt es da Amy alias Diamond of Tears, eine junge Dame, die gerne Sängerin sein möchte und ebenfalls recht direkt, scheinbar eher konzeptlos aber unmittelbar ihre Gefühlswelt in die Weiten des Internets ausbreitet.
Schließlich wären da noch die wohl einzigen Vertreter mit einem „fernsehtauglichen“ Starpotential – die Jungs von Y-Titty, die ihrem blöden Namen zum Trotz mit viel Talent, Herzblut und Aufwand durchaus originelle und ziemlich professionelle Parodien drehen. Und im Laufe des Films auch folgerichtig nach Köln ziehen, um an der Stelle der meisten TV-Produktionen Deutschlands an ihrer Karriere feilen – samt Manager, dem man natürlich erst mal sehr skeptisch entgegenstehen muß. Wenn man den Jungs (und auch den anderen beiden Porträtierten, Sami und Amy) dabei zusieht und zuhört, wie sie über ihre Zukunft nachdenken, sind dies unter anderem die spannendsten Momente der heiteren, kurzweiligen und auch reflektierenden Doku. Steyer lässt die 5 auch ihre Lebensentwürfe darlegen und vor der Kamera diskutieren – Studium oder nicht, was „gescheites lernen“ oder hoffen, als KünstlerIn rauszukommen, oder vielleicht doch beides kombinieren – universelle Fragen vieler Jugendlicher werden hier verhandelt, während es sich gleichzeitig auch viel um bloßen Spaß und unmittelbare Selbstverwirklichung dreht.
Somit sind die 90 Minuten vergnüglich, aber nicht oberflächlich – Romy Steyer ist also eine Dokumentation gelungen, die zur Abwechslung mal nicht streng konzeptioniert oder nach den üblichen Mustern gestrickt ist oder lobenswert ein schwer im Magen liegendes Thema behandelt, und auch das alles macht diesen TV-Film so erfrischend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen