Wieder einmal gelingt Ozon auf seine so typisch leichtfüßige Art ein sensibel-melancholisch-poetischer Film, in dem sich ein trauriges Schicksal im Lauf der 90 Minuten zu einem vage hoffnungsvollen Blick in die Zukunft verwandelt (ohne dass so etwas wie ein Happy End auch nur angedeutet würde).
Eine junge, schwangere Frau verliert den Vater des noch ungeborenen Kindes durch eine Überdosis, macht danach im Krankenhaus den schon lang notwendigen Entzug und „flüchtet“ für die restlichen Schwangerschaftsmonate ans Meer. Praktisch, dass sie dort in einem wunderschönen, alleinstehenden Landhaus (eines Bekannten) wohnen kann – im ganzen Film könnte man einige Male sagen, dass das nicht die mega-typische Geschichte einer heroinkranken Schwangeren ist, doch darum geht es ja auch nicht zwingend.
Sogar eine sich anbahnende Liebesgeschichte mit dem Bruder des Toten steht im Raum, doch der fesch-feinfühlige Schwager, der einige Zeit bei ihr unterkommt, ist vielleicht homosexuell – das bleibt eine Zeit lang offen und sorgt für gehöriges Knistern, vor allem aber für einen sich zart entwickelnden Anflug von Leben nach der bitteren Vergangenheit.
Ozon kann so etwas so „natürlich“ und schön inszenieren wie kaum jemand sonst derzeit. Er bleibt dabei fast minimalistisch und braucht z.B. die überzogenen Stilmittel, wie sie etwa Valerie Donzelli in einem entfernt verwandten „neo-französischem Schicksalsschlag-Drama“ jüngst verwendet hat, gar nicht, um mindestens genauso zu berühren. Die Zuflucht (am Meer) ist deshalb einer der schönsten „kleinen Filme“ der letzten Zeit. Nicht zuletzt wegen des zentralen Chansons Rivière de plumes bleibt er noch lange als angenehm gemütlicher, lebensbejahender Herzwärmer in Erinnerung.
Interessantes Review. Ich habe mir den Film auf die Liste gesetzt. Solche kleinen, jedoch intelligenten Filme sind mir häufig lieber als große Produktionen.
AntwortenLöschenFein. :)
AntwortenLöschenIch weiß zwar nicht, ob man diesen Film als intelligent bezeichnen kann, aber ansonsten bin ich da ganz bei dir. Mir fällt das auch oft gar nicht mehr auf, dass solche Werke "kleine" Produktionen sind - da ich ja fast nur nach den Regisseuren auswähle.
Passt jetzt vielleicht nicht ganz her, aber ich muß grade dran denken: Wenn dann Leute bei Filmen wie "Drive" ganz aus dem Häuschen sind, weil sie da plötzlich etwas erleben, was sie sonst aus dem Mainstream überhaupt nicht kennen, kann ich nur mit den Schultern zucken. ;)
War überrascht und fand den Film auch sehr gelungen (ansonsten bin ich kein großer Ozon-Fan...).
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