29. April 2011

Le père de mes enfants (Mia Hansen-Løve) 8,66




Mia Hansen-Løve macht es einem nicht leicht, über ihre wunderbaren Filme zu schreiben, will man den Lesern, die noch keines der Werke kennen, nicht schon viel von diesem ohnehin eher basal wirkenden Zauber, der den Filmen innewohnt, im Voraus nehmen. Sei es auf inhaltlicher Ebene Details und Abläufe zu beschreiben oder in einer Analyse, wie lebendig, gefühlvoll, beschwingt und originär Hansen-Løve ihre tragikomischen Geschichten in Bilder umsetzt: es wäre ungenügend bis kontraproduktiv; man muß das, am besten im Kino, schon selbst erleben und spüren, wie diese Dame derzeit wie ein angenehmer Sommerwind durch ein schon oft stagnierendes "Arthauskino" weht.

Der Vater meiner Kinder ist erst der zweite Film der Regisseurin, und dennoch lässt sich im Vergleich des Zweitwerks mit dem Debüt, dem noch um einen Tick großartigeren Tout est pardonné (Alles ist vergeben) bereits ein immenses Profil einer echten Könnerin ausmachen. Beide Filme sind unterschiedlich genug, um nicht von ideenarmer Wiederholung sprechen zu müssen und ähneln sich dennoch in gewissen Dingen (einige davon bleiben hier ungenannt) frappant: Sensible, moderne, zeitgenössische Familiengeschichten, die völlig unprätentiös berühren, ohne jemals unpassend rührselig zu sein. Es sind vielschichtige, keinen gängigen Mustern folgende Geschichten, die jederzeit unerwartet kippen können, genau wie das Leben. Das unglaublich feine Gespür für Schauspielerinnen und Schauspieler ist ebenso eines der deutlichsten Merkmale dieser erfrischenden auteurin - selten gelingt es z.B. Szenen um Tod und Trauer mit Kindern so schön zu inszenieren bzw. Gefühle von Kindern, die etwa von Konflikten der Eltern geprägt sind, so natürlich darzustellen und nachvollziehbar zu machen.

Tout est pardonné und Le père de mes enfants - diese beiden Filme vereinen die schönsten Vorzüge des dialog- und gefühlsintensiven französischen Kinos mit jenen der deutlich spürbaren weiblichen Sinne: Mia Hansen-Løve könnte in einer gerechteren Kinowelt wochenlang Multiplex-Säle füllen mit ihren universal ansprechenden, kurzweilig-heiter-traurig-beschwingt-intelligenten-intuitiven Familienfilmen, aus denen man danach Hand in Hand, umarmt, umschlungen, grinsend, nachdenklich, erleichtert, bereichert gehen kann. In diesen Filmen gibt es nichts, was nicht jedes menschliche Wesen bildungsunabhängig verstehen könnte, nichts, was sich nicht spüren lässt; sie flimmern so, dass Kinder, Erwachsene, Frauen (und Männer?), Singles und Paare alle begreifen (ob es ihnen nun gefällt oder nicht): Das Leben ist bunt, qué será, será!

2 Kommentare:

  1. "Tout est pardonné" habe ich mir bereits mit grossem Gewinn angesehen. Ihr neuer Film ist mir irgendwie entgangen. Es freut mich deshalb, dass du hier auf ihn hinweist. Wird bestimmt auch zu einem meiner Sommerfilme. Danke!

    AntwortenLöschen
  2. Gerne! ;)

    Der Film ist ja übrigens nicht frei von Tragik und sicher nicht "super-leicht", am Ende fühlt es sich aber trotzdem danach an. :)

    AntwortenLöschen