2. April 2011

Interludium - Arnold, Murnau/Flaherty, Cronenberg


Shadow Cuts (2010) 7,97


Eine vielleicht paarsekündige Szene aus einem Mickey und Pluto Cartoon wird minutenlang in Zeitlupe grotesk hin und hergedehnt, geschnitten, bearbeitet: am Anfang kann man sich schon/noch fragen, was das soll, doch bald nimmt der Rhythmus, der Blick, das Gefühl von Arnold, aus einem Allerweltshappyend flackernde, vergnügliche und auch reflektierende Kunst zu machen, überhand. Ein auch deshalb sehr gelungenes, weil mit knapp 5 Minuten Dauer nicht zu langes Experiment.



Tabu (1931) 7,20

Einer der letzten Stummfilme, eine Liebestragödie mit Laiendarstellern aus der Südsee. Die Rituale, auch die ausgedehnten Tanz- und Gelageszenen wirken naiv und unterhaltsam zugleich, die düsteren Szenen sind natürlich spannender. Etwas unelegant sind vielleicht die vielen langen Textpassagen in Form von Briefen, aber als wirklich störend wurden sie auch nicht empfunden. Warum der Film aus heutiger Sicht nicht mitreißen konnte, liegt wohl eher an der Vielzahl von grundmotivisch ähnlichen Filmen, die uns seit Jahrzehnten alle beschäftigen: die märchenhaft ideale Liebe und die Tragödie, die sie mit sich bringt; das Südsee-Insel-Setting allein kann den Film auch nicht zu einem "Meisterwerk" machen, zumal waren auch schon in der Zeit, als Murnau den Film bewusst noch stumm drehte, die Tonfilme im Kino sicher bereits das größere Erlebnis.



Scanners (1981) 6,30

Cronenbergs Film beginnt genial wahn- und rätselhaft, kaum Worte, irre Klänge auf der Tonspur, düstere Folgen von Gedankenübertragung und Telekinese, gipfelnd in einer sehr berühmten, explosiven Szene. Danach entspinnt sich aber eher ein mittelmäßiges, die Scan-Szenen redundant und ohne viele Höhepunkte runterspulendes Filmchen, dem etwas die Spannung und mehr noch eine inszenatorische und schauspielerische Klasse fehlt. Charme hat das Ding natürlich durchgehend, aber dass Cronenberg viele deutlich bessere Werke (auch schon vorher mit Shivers und natürlich bereits unmittelbar danach mit Videodrome) gedreht hat, muß doch erwähnt werden.

Gegen Ende spitzt sich das Duell der zwei Top-Scanner dann endlich zu und Cronenberg lässt endlich wieder diese fiebrigen, immer auch grenz-komischen Szenen in den Film. Das Ende hat wieder fiese Effekte zu bieten, bzw. die letzte Szene ist so dermaßen unerwartet irritierend und rätselhaft, dass sich der Film, der über weite Strecken mit einem ziemlichen simplen Plot dahinplätscherte, letztendlich doch noch fies in den Gedanken des Publikums einnistet. Eine Bewertung oder eine Interpretation dieses Endes scheint aber spontan gar nicht möglich. Scanners hat also vereinzelte tolle Szenen und eine faszinierende Grundidee zu bieten, die Klasse und auch der Tiefgang der meisten übrigen Filme Cronenbergs wird aber nicht erreicht.

3 Kommentare:

  1. والآن اجازة أسبوعين
    أصدقاءحتى ذلك الحين

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  2. Na mal nicht so hart ins Gericht mit "Scanners", die tollen Szenen und die faszinierende Grundidee (zusammen der Contergan-Thematik) verdienen etwas mehr Honorierung ;), auch wenn der Mittelteil in der Tat ziemlich holprig ist.

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  3. Er bleibt eh auch als faszinierend im Gedächtnis, aber ganz vergessen kann ich auch die nicht gerade wenigen weniger guten Abschnitte nicht. :)

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