Nach dem enttäuschend (überbe)lang(los)en dritten Teil und schlechten Vorabkritiken für den vierten musste schon eine Einladung her, um sich noch einmal (zu völlig überzogenen 3D-/Überlängepreisen) dem Piratenjux im Kino hinzugeben, mit niedrigsten Erwartungen freilich (auch wegen Musical-Heini Marshall als Regisseur).
Die positive Überraschung liefert jener aber gleich zu Beginn mit einer (abgesehen von der misslungen-blöden Jack als Richter-Einführung) sehr ansprechend inszenierten Auftaktsequenz. Vor allem das Ausnützen der Dreidimensionalität und die Bildanordnungen gefallen, dieser Marshall könnte doch eine gute Wahl sein.
Danach folgt wieder Ernüchterung: das übliche Piratengerassel und –geplapper ruft nur noch Gähnen hervor. Ein grundsätzliches Problem solcher vielteiligen Reihen: man kennt die Abläufe, man kennt die Bilder, man hat sich sattgesehen. Und selbst wenn Marshall ganz nett inszeniert, ist er z.B. kein Spielberg, dem bei Indiana Jones 4 trotz derselben Probleme doch deutlich eindrucksvollere (Action-)szenen gelangen, weil er einfach ein absoluter Könner ist (natürlich war Indy 4 trotzdem nicht allzu toll).
Back to „Jack“: Als dann zum ersten Mal Käptn Blackbeard auftritt, verdrängt das Grinsen die Langeweile: McShane hat Präsenz und sein schwarzbärtiges Gesicht samt grimmig-witziger Einzeiler schaffen sofort gute Laune; in solchen Momenten ist es dann auch völlig egal, ob das nun schon der vierte Teil ist oder nicht. Es wird noch besser mit einer atmosphärischen Meerjungfrauen-Sequenz (von der blöden Vampirzähnesekunde mal abgesehen): die Macher dieses Films könnten sich Piranha von Aja angeschaut haben; auch wenn es hier nur eine jugendtaugliche Light Variante davon ist, macht auch das wieder Spaß, die dreidimensionalen Bilder wirken rasant ein. Während sich die gelungenen Einzeiler (wie „I support the Missionary’s Position!“) doch sehr in Grenzen halten, gefällt interessanterweise der (oberflächliche) Love-Part – Regie und Darsteller kreieren gute Stimmung und unmittelbare, mainstreamgerecht leicht genießbare, aber intuitiv gefällige Kinomomente.
Der Film biegt nach diesen sehr ordentlichen Minuten auf eine geradlinige Storylinebahn ein, die mehr an Indiana Jones erinnert als an die vorangegangene Verbinski-Trilogie. Jedenfalls ist die harmlose, aber flott inszenierte Geschichte doch angenehmer als der ärgerlich belanglose, verstrickt-vermurkste dritte Teil. Die originelle Rasanz und sehr gelungene Unterhaltung der ersten beiden Teile kann in Teil 4 allerdings bei weitem nicht mehr erreicht werden. Fremde Gezeiten rechtfertigt teure Preise und einen Kinobesuch kaum, ohne aber zu verärgern.
Zum Abschluß muß aber noch etwas zum Megastar gesagt werden: Johnny Depp ist in dem Film kaum mehr wahrnehmbar, seine Rolle bereits so selbstverständlich, der Witz seines Spiels bereits so ausgereizt, dass das eigentliche, gigantische Zugpferd der erfolgreichen Reihe kurioserweise nicht mehr für Highlights sorgt. Nicht Depp und Cruz, auch weniger Rush sind es, die diesen Film gerade noch so retten, sondern tatsächlich das junge Liebespaar und Ian McShane, sowie die streckenweise routiniert-gelungene Regie von Rob Marshall – letztlich natürlich auch der sympathisch-verschmitzte Grundton dieser Blockbustermarke – im Kern ist dieser 4. Teil aber auch nur so etwas wie ein völlig harmloser und unaufregender Sonntagsnachmittagsfantaysfilm – bloß enorm kostspielig produziert, lächerlich übertrieben beworben und daher ein risikolos geplanter Massen-Kinokassenerfolg.
McShane wäre für mich ohnehin der einzige Grund, sich diesen Film anzusehen. Auf 3D pfeif ich und warte auf die Heimkinoauswertung.
AntwortenLöschenHmm - das ist wohl das Netteste und Entspannteste, was man über diesen Film sagen kann. Aber im Kino schenk ich mir den trotzdem. In der Tat wohl eher für einen Sonntagnachmittag im Kreise lieber Mitmenschen, die mit den ausgefalleneren Teilen der eigenen DVD-Sammlung nix anfangen können.
AntwortenLöschenAber 6,11? Hmhmhm...
Von welchem Teil ist hier die Rede? ;) Ich habe mittlerweile den Überblick über die vielen Piratenabenteuer eines Schauspielers, der mal was zu bieten hatte, verloren...
AntwortenLöschenNett war es und entspannt war ich auch, also.. ;)
AntwortenLöschen6 von 10 ist bei mir keine besonders tolle Wertung (sicher bekommen hier im Blog 80% der Filme bessere Noten), aber der Film war bei weitem nicht so fad wie ich ihn mir vorher ausgemalen hatte.
Andererseits hätte ich ihn mir ohne die Einladung vermutlich nicht einmal angesehen, und ich hatte auch überlegt, ob ich ihn überhaupt hier besprechen soll, der Blog soll ja schließlich eine Plattform für spannende und wirklich aufregende Sachen (die oft auch kaum gesehen werden) sein.
Aber - und deshalb auch dieser für mich ungewöhnlich Details beschreibende Text - ich wurde zwischendurch immer wieder sehr nett unterhalten. Einig sind wir uns wohl alle, dass so ein Film aber den (erhöhten) Kinoeintritt einfach nicht rechtfertigt. Obwohl er im TV dann wahrscheinlich noch ein bisserl weniger wert ist.