4. Oktober 2010

Yumurta (Semih Kaplanoglu) 7,70




Der Auftakt einer chronologisch rückwärts erzählenden Filmtrilogie (EiMilchHonig), ein angenehm ruhiger, fast meditativer Film über den tief bedrückten Yusuf. Verständlich sein Zustand, da seine Mutter eben gestorben ist, aber da dürfte noch mehr in seinem Leben vorgegangen zu sein, was ihn schon zu Beginn so teilnahmslos dahinvegetieren lässt..

Die Tage, die der Stadtmensch danach am Land, im Heimatdorf, in der Natur verbringt, scheinen ihn ganz langsam auch wieder etwas zu kräftigen, was sicher auch an der jungen, sehr entfernt verwandten Ayla liegt.

Manche seiner Motive teilt Kaplanoglus an existenzielle Fragen anlehnende Film mit zeitnah entstandenen Arbeiten: etwa die Rückwendung eines Ausgewanderten zum Umfeld seiner Vorfahren mit dem noch vielschichtigeren, ungestümen Meisterwerk Bled Number One. Auch recht nahe, bei allen feinen Unterschieden in der finalen Ausarbeitung, scheint Yumurta dem hier schon vorgestellten Le Passager zu sein, bei dem es ebenfalls um einen Mann mittleren Alters mit traumatischer Vergangenheit geht. Im Gegensatz zu dem rauen und emotionalen Caravaca-Werk, arbeitet Kaplanoglu bei seiner Psychostudie jedoch mit dem Friedlichen: die Natur spielt als Raum der Ruhe ebenso eine gewichtige Rolle wie vordergründig banal wirkende Alltagsrituale und -dialoge: Ein Film wie eine sanfte Therapie.

Das titelgebende, metaphorisch etwas schwer entschlüsselbare Ei kommt übrigens zweimal vor: in einer kurzen Traumsequenz klatscht Yusuf ein kleines Vogelei aus der Hand auf den Boden, woraufhin er erschreckt aufwacht. Ganz am Ende dann gibt Ayla ihm ein gekochtes Ei, als er doch wieder zurückkehrt zu ihr, und sie gemeinsam essen - ein Neubeginn.

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