22. Dezember 2012

Coriolanus (Ralph Fiennes) 6,65



Der Film sei vor allem Shakespeare-Text, kann man beim Überfliegen des Kritikerspiegels lesen – und das ist in der ersten Hälfte auch wirklich ein bisschen ein Problem. Vielleicht auch, dass das Stück an sich wenig aufregend daherkommt - und auch Fiennes Gründe, es in eine Art Gegenwart zu verfrachten, scheinen nicht besonders gewinnbringend. Die filmische Umsetzung (zu Beginn viele Kriegs-Kampfszenen) ist ebenfalls etwas medioker, wirkt manchmal sogar etwas ungelenk...

Wie so oft ist aber auch dies ein Film, der in der zweiten Hälfte zulegt und letztlich noch ordentlich unterhält. Als man Martius (=Coriolanus) ganz oben wähnt, greift das Volk ein; und erfreulicherweise hat es hier durchaus Macht - die allerdings in Wahrheit schlicht von anderen "Politikern" ausgeht bzw. ausgenützt wird. Coriolanus wird ins Exil geschickt und verbündet sich mit seinem Todfeind. Er wird zu einem scheinbar emotionslosen, endgültig eiskalten Wesen, das nur noch Vernichtung im Sinn hat.

Fiennes inszeniert sich selbst in diesem Teil des Films am besten (ein bisserl Voldemort spielt in die Performance wohl noch rein), doch grandios ist vor allem Vanessa Redgrave als seine Mutter, und zwar vor allem in dieser einen Szene, in der sie ihn zum Umdenken bringen will.

Es ist schon mühsam, zwei Stunden Shakespeares Sprache zu folgen, und es mag auch nicht sein bestes Drama, Fiennes Umsetzung nicht die tollste Umsetzung sein; dennoch werden immer wieder packende Sphären erreicht.

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