11. Januar 2010

Diary of the Dead (George A. Romero) 7,6


Es gibt zwei Gründe, warum Romeros fünfter Zombiefilm vermutlich besser ist als die beiden vorhergehenden Teile bzw. auf jeden Fall wieder eine Steigerung zum eher mauen LAND darstellt. Zum einen ist DIARY durchgehend von einer beklemmenden Stimmung erfüllt, die sicher auch durch die First Person Perspektive verstärkt wird, aber vor allem auch durch die minimalistische Handlung und die Nähe zur kleinen Gruppe quasi den gesamten Film lang besteht. Somit ist DIARY mit seiner dialoglastigen Fokussierung auf die angenehm unhysterischen, ordentlich gespielten Charaktere recht einfach gehalten, nicht einmal besonders Horrorszenen heraufbeschwörend oder in blutigen Effekten schwelgend (wie seine beiden relativ zeitgleich entstandenen „First-Person-Filmschwager“ CLOVERFIELD und REC), aber stets unterschwellig spannend, soweit dies eben für einen Zombiefilm im Jahr 2007 noch möglich ist.

Der zweite Grund ist jener, dass Romero durch die Reflexion der modernen Aufzeichnungs- und Reportmöglichkeiten für den Laien (youtube, myspace und co) einen aktuellen und sehr interessanten gesellschaftlichen Rahmen für seinen neuen Film gefunden hat, der ihm die Möglichkeit gibt, seine eher konventionelle Story frisch aussehen zu lassen und hin und wieder einen Kommentar Richtung dieser Medien, aber auch etwa einen Gag zu Horrorfilmen einzubauen. Denn viel mehr als ein Unterhaltungsfilm mit Minimalansätzen an Tiefgang oder „Bedeutung“ ist DIARY OF THE DEAD natürlich nicht, jedoch ein sehr fein inszenierter; so funktioniert etwa die kafkaeske Bedrohung durch die Zombies durch die Wahl des Videotagebuchs ausgezeichnet.

Und in der letzten Szene stellt Romero durch seine Erzählerin, deren Stimme in Verbindung mit dem düsteren Szenario mich übrigens mehrmals an Sarah Connor am fantastischen Ende von Terminator erinnerte, dann noch eine Frage, die vielleicht sogar philosophische Relevanz besitzt möglicherweise aber doch auch zu naiv gestellt ist, jedoch mindestens einen frechen Schlusspunkt unter seine immer wieder originären Zombiearbeiten setzt. Ein jedoch wiederum nur vorläufiger Schlusspunkt, wie wir mittlerweile ja schon wissen.

7 Kommentare:

  1. Weißt Du woran dieses laienhafte Aufzeichnungskonzept scheitert? Er gaukelt vor, ein authentisches Viedotagebuch zu sein, aber an einer Stelle gibt es einen Schnitt, während in einem Fernseher die Nachrichten laufen, und für die Dauer des Schnittes scheint der Sprecher auch Pause, so daß der Monolog nach dem Schnitt nahtlos weitergeht.
    Stümperhafter geht es kaum...

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  2. "scheint der Sprecher auch Pause zu machen" sollte es heißen...

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  3. Macht jeder kleine Fehler gleich einen ganzen Film kaputt? Na dann ist aber vieles scheiße! ;)

    Is mir nicht mal aufgefallen...und Romero wird halt auch nicht mehr soo frisch sein, is doch sympathisch, wenn sich der Alzheimer schon ein bisschen in die Arbeit einschleicht.

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  4. Es gibt Fehler, die kann man ignorieren, das ist allerdings ein Wahnsinnspatzer, den man einfach hätte vermeiden können - ein eindeutiges Zeichen dafür, daß Romero diese Videotechnik nicht zu nutzen versteht.
    Und das macht schon einiges kaputt.
    Es ist einfach unverständlich, daß das im gesamten Filmentstehungsprozeß niemandem auffällt.

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  5. Ja, beim letzten Satz stimme ich absolut zu.

    Gab es denn bei REC und CLOVERFIELD (nicht) auch ähnliche Fehler?

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  6. Cloverfield habe ich öfter gesehen, und dort ist mir nichts aufgefallen, REC war aus dem Bunde sicherlich der schlechteste, solche Anschlußfehler habe ich aber auch dort nicht bemerkt. Der hat dafür wieder den grandiosen Mist verzapft, den Nachtsichtmodus einer Kamera wie eine Taschenlampe aussehen zu lassen. Ist für den Gruseleffekt sicherlich besser, aber technisch echt unter aller Kanone.

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  7. Tja, da sprichst du das Dilemma schon an, beide Bedingungen zu 100% zu erfüllen, wird halt kaum machbar sein. Solange der Film mich durch seine Atmosphäre gut vereinnahmen kann (sodass ich gar nicht zu sehr auf solche Dinge achten kann! ;) ), ist für mich noch alles im grünen Bereich..

    Aber danke für deine kompetenten Analysen an dieser Stelle, du Fäkalisator!

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