Ein auf Festivals recht erfolgreicher, für ein “Indie-Produkt” (u.a. im lokalen Kino) auch sehr gut besuchter Film, der jedoch, und das kommt aufgrund des akzeptablen Zuspruchs nicht unüberraschend, alles andere als einfach oder gar angenehm konsumierbar ist.
Ganz im Gegenteil, die unfassbare Gewalt, die Ausweglosigkeit in Sin Nombre tut richtig weh, vor allem auch, weil sie und die Ausübenden dieser Gewalt nicht auf betont „cool“ getrimmt sind, wie es etwa bei dem auch im Mainstream angesagten südamerikanischen Film City of God oder diversen beliebten nordamerikanischen, europäischen oder asiatischen Gangsterstreifen oft der Fall ist. Der männliche Hauptdarsteller ist keine echte Sympathiefigur und darf auch nicht zu einem Helden werden; der junge Bursche, der auf so heftige Weise in den Film (und die Mara) eingeführt wird, darf sich nicht zu jemandem entwickeln, der aus der Gang-Hölle rauskommt oder zu jemandem, der im Laufe des Films unsere Sympathien gewinnt. Die Liebesgeschichte darf nicht positiv enden oder gar schnulzig werden – der Film ist konsequent und lässt sich nicht in ein Kassenerfolg-versprechendes Korsett zwängen.
Fukunaga hat hier ein (besonders im ersten Drittel) höchst unbequemes und dennoch sein Publikum nicht durch sich steigernde Extreme völlig verstörendes und vertreibendes, sondern in den Kinositz fesselndes Monstrum geschaffen, das nachhallt und aus einer lebensfeindlichen Umgebung unserer Welt erzählt, von dem man niemandem wünscht, dort hineingeboren zu werden oder dort sein Leben verbringen zu müssen. Selbst wenn Flucht die simpelste aller Optionen ist und keine Ideal-Lösung für Probleme sein kann, hofft man für die im mehrfachen Sinne armen Charaktere in diesem Fall, sie möge gelingen. Auch hinsichtlich all der brisanten Migrationsdebatten unserer Zeit bleibt durch diesen - Spannung mit Problembewusstsein verbindenden - Film vielleicht ja der eine oder andere Gedanke hängen.
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