25. August 2011

Gamer (Neveldine & Taylor) 7,19




Wiederum wird uns von den beiden Enfants Terribles eine völlig irre Optik und Dynamik geboten, die zwischenzeitlich schon fast schwindel- oder übelkeitserregend wirken kann. In Zeiten, in denen manche Filmfans über nervöse Kameraführung in vielen Filmen klagen, gehen Neveldine und Taylor tatsächlich ins Extrem. In der völligen Aufhebung von gewöhnlichem Actionkino sind die beiden aber auch ungemein aufregend. Die Inszenierung einer mehrdimensionalen, computerisiert sozial vernetzten Welt gelingt sehr plastisch und natürlich total überspitzt, hat aber zugleich auch fast ekelerregend plausiblen Unterboden. Der eklige Fettsack etwa, der sich virtuell aufgeilt: das ist völlig ungehobelte Satire, der natürlich Feingefühl fehlt, die aber mit ihrer rohen Art auch Spaß macht.

Gamer ist hinsichtlich seiner Story deutlich mehr down to the earth als Crank 2, vielleicht fehlt dem martialischen, selbst in der leider nur gekürzt gesehenen Version Brutalitäten auskostenden Spektakel ein bisschen der völlige Wahnsinn, der den „Vorgänger“ auszeichnete. Im Kern ist es eine Sci Fi-Dystopie, die einem in vielerlei Hinsicht schon bekannt vorkommt: solche Gedanken konnte man beim zweiten Crank Teil kaum haben.

Einiges in diesem Film wirkt nicht ganz koscher, viele würden auch blöd und überdreht sagen, doch die beiden Regisseure toben sich richtig aus, liefern ein überlanges Musikvideo auf Speed mit ungefiltert grober Reflexion von Perversionen und Gewalt: positiv schwindelerregend und in der heutigen Filmwelt wohl einzigartig, aber zugegeben natürlich ohne jeglichen Tiefgang und bei weitem auch nicht ganz großes Kino.

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