18. August 2011

J'ai tué ma mère (Xavier Dolan) 8,27




Ein stürmischer, jugendlicher Kunstfilm, der richtig Spaß macht. Die Streitigkeiten zwischen Mutter und Sohn sind geradezu nach komödiantischer Art lustig und dennoch spürt man stets eine ehrliche Wut in den Charakteren, selbst wenn vieles aufgesetzt und grotesk bis pathetisch überspitzt wirkt. Dolan ist als Regisseur/Autor/Hauptdarsteller sicher narzisstisch veranlagt, doch er hat viel Charme, vor allem als stilistisch verspielter, leichtfüßiger Regisseur. Höhepunkt ist die emotionale Dripping->Sex->Wut und Zerstörungsmontage, mit rockender Musik unterlegt. Die schönste musikalisch-emotionale Szene des Kinojahres seit dem Ende von 127 Hours.

Mit dem Wutausbruch der verzweifelten, gekränkten Mutter, die den Mickey Mouse-krawattentragenden Internatsdirektor am Telefon intensiv zurecht weist, beweist der junge Filmemacher gegen Ende überraschend viel Gespür für Ungerechtigkeiten einer scheinbar noch entfernten Erwachsenenwelt. Durch zahlreiche gelungene Momente wie diesen wächst I killed my mother von manchmal auch flachsigem zu außergewöhnlichem Kino.

Viel Spaß macht nicht zuletzt auch das Spiel mit dem finsteren Titel: Tut er es oder tut er es nicht? Sie werden überrascht sein, wie sich Inhalt und Titel schlüssig finden, ohne dass der Film zu düster wird. Im Gegenteil, hier fühlt sich alles originell, ernsthaft und federleicht zugleich an.

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