27. Oktober 2011

Atmen (Karl Markovics) 8,22




Sehr schönes, perfekt konzipiertes Werk des ehemaligen "Kommisar Rex"-Komikers(!), vielleicht fast ein bisschen zu durchkomponiert und formelhaft. Dennoch ist es einer dieser Filme, die so bewundernswert unverkrampft, mit manchmal notwendigem Humor und Gefühl enorm harte Themen (Jugendknast, Tod allgegenwärtig, Heimkind ohne Eltern) behandeln, hier in einer herrlich charmant-morbid-grantlerischen Wiener Art und mit gelassener Grundhaltung. Es ist auch einer dieser Filme, die vor allem von ihrem Hauptdarsteller leben: ein wortkarger, mitgenommener Jugendlicher im ruhig gefilmten Kampf um ein halbwegs normales Leben; da schaut man ihm gerne dabei zu, auch wie er (wieder etwas formelhaft, aber sehr lässig) im zunächst verhassten Berufsrivalen (dem "Kotzbrocken/Sympathler" Georg Friedrich) eine Art Vaterfigur findet, natürlich nicht bevor sie vorher eine Rauferei hatten.

In der Schlußeinstellung übertreibt es Markovics mit der Kameraführung (bis in den Himmel, bis in den Kitsch!), dennoch ist sein Debüt überzeugend und findet durchgängig einen sehr stimmigen Ton: von der nüchternen Darstellung eines Jugendgefängnisses und den mühsamen Schritten in ein erwachsenes Leben über die ergreifende Pflege einer frisch Verstorbenen bis zu bitteren und dennoch möglicherweise befreienden Auseinandersetzungen mit der eigenen Vergangenheit.

2 Kommentare:

  1. Stimme dir voll und ganz zu, sehr schöne Besprechung :)

    Ich bin sogar in den Genuss gekommen, den Film in Anwesenheit des Regisseurs zu sehen, wo sich herausgestellt hat, dass Markovics neben seinem Talent als Filmemacher auch ein äußerst bodenständiger und sympathischer Mensch ist.

    Was mir am Film besonders gefallen hat, war der mehrfache, jedoch oft unterschwellige Bezug zum Titel. Zum Beispiel in der einen Szene, in der Roman beim Ausziehen seinen Pullovers schwer zu atmen beginnt, oder auch in der Erzählung der Mutter gegen Ende des Films. Wahrlich ein eindrucksvoller Debütfilm.

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  2. Danke. :)

    Wie du Markovics erlebt hast, so fühlt sich auch sein Film durchgehend an. :)

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