21. November 2011

IL - Greaves, Adachi, Rossellini

Symbiopsychotaxiplasm: Take One (1968) 7,85

Den Titel versteht keiner, der Film macht es einem auch nicht leicht. Die doppelte Dokumentation eines komplizierten Filmdrehs im Central Park nutzt Regisseur William Greaves für ein exzellentes Verwirrspiel. Wenn die Crew diskutiert, was dieser Film soll und selbst darüber spricht ob dieses Gespräch vielleicht nur inszeniert ist, dann ist das schon sehr groß: der Film schlägt soviele kleine Haken und spielt sehr gefinkelt mit dem Verständnis des Publikums, dass er auch überfordernd wirken kann.

Richtig verschmitzt ist das Ganze, die Musik von Miles Davis könnte nicht besser passen, die Entstehungszeit Ende der 60er erlaubt eine einmalige Atmosphäre für so ein absurd-unerhörtes Experiment. Eine zeitweise intensive (das Treffen mit dem Obdachlosen!) und gleichzeitig herrlich satirische Abhandlung über, tja, vermutlich am meisten das Schauspielen. Bald folgt Take Two, haha…vor kurzem tatsächlich. Hintergründig-intellektuelle Scherzbold-Künstler wie Greaves braucht man.



Gingakei/Galaxy (1967) 7,xx

Die erste halbe Stunde ist eine Offenbarung, eine perfekte Verfilmung der schönen Wortkreation „Eskalierende Träume“, ein Film, der all das Wunderbare der „Traum-Werke“ von David Lynch weit zu übertreffen scheint. Versuchen der Geschichte zu folgen? Unerheblich bis unmöglich, vielleicht beim nächsten Mal. Diese Bilder, diese verstörende Schönheit genießen!

Aber dann kommt der Oberhoschi, ein unheimlich nervender Mönch und der Film kippt plötzlich in eine Richtung, die ganz und gar nicht mehr so verstörend ist wie all das zuvor, sondern nur noch kindisch. Vielleicht gehört auch das zu einem japanischen Film, vielleicht ist es auch unmöglich (oder gar nicht nötig) so etwas Wunderbares wie in den ersten 25-30 Minuten auf Spielfilmlänge zu bringen, doch was Masao Adachi dann macht, ist nur nervtötend. Verstörend sind aber auch weiterhin diese Zeichnungen von dämonenartigen Wesen mit verzerrten Gesichtern und Körpern – originäre Darstellung von absurd-grausamer Gewalt und Erotik. "Gingakei" ist alleine wegen seiner Positiva ein herausragender (meines Wissens im Moment nirgends außer vielleicht in Japan selbst, zu erwerbender) Film, ein zentraler Bestandteil des surrealistischen Kinos. Den ernüchternden Schluß- oder Zwischenteil kann man schon in Kauf nehmen…



India, Matri Bhumi/Indien, Mutter Erde (1959) 8,15

Die Leichtigkeit und Wärme dieses Films erfüllen mit Freude; wie gewitzt und gleichzeitig so straight (ganz anders als in modernen „Essayfilmen“) Rossellini hier porträtiert: wundervolles Einfühlungsvermögen für Mensch und Natur. So toll diese Dokumentation der Zweckgemeinschaft Mensch-Elephant! So zart die Geschichte des Ehepaars zwischen Kampf um Arbeit und dem Wunsch, an einem Ort glücklich zu werden.

Doch wiederum ist es leider ein Film, der das Niveau nicht ganz halten kann: die letzten beiden Episoden mit „Tierdramatik“ wirken arg gekünstelt inszeniert, wenn sie auch im Kern sehr schön sind. Das kann die unglaublich gute Stimmung, die einem diese liebevolle, meisterliche Reise zuvor gegeben hat, etwas mildern. Dennoch wünscht man sich viel mehr von so einer leichtfüßigen Art humanistischen Filmemachens!

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