3. Februar 2012

A dangerous method (David Cronenberg) 7,60




Cronenbergs (preisverdächtig bescheuert übersetzter) Freud-Film ist ein Film über Jung mit Viggo Mortensen als Freud in einer Nebenrolle. So eine spielt übrigens auch Vincent Cassel als triebgesteuerter Analytiker, der sich von Jung therapieren lässt bzw. ihn selbst therapieren will. Der Humor kommt nicht zu kurz und das tut dem im Grunde düsteren Drama um den Kampf zwischen Trieben und Unterdrückung auch gut. Wobei man natürlich auch konstatieren könnte, dass man aus diesem Stoff etwas Intensiveres machen hätte können (warum muß ich jetzt an den kürzlich verstorbenen madness-Maestro Ken Russell denken?).

Doch so, wie Cronenberg es gemacht hat, ist es, in dieser gesetzten Reife, auch sehr okay und streckenweise fesselnd. Knightleys Darstellung der hysterischen Neurose wirkt zu Beginn auch etwas an der Grenze zum selbstzweckhaften Overacting, doch sie macht das schon ganz gut. Die Differenzen zwischen Freud und Jung werden erst gegen Ende mehr zum Thema, leider klingt der Film parallel dazu etwas langatmig aus und die arge Dialoglastigkeit wird (allerdings erst) in diesen letzten Minuten etwas mühsam und uninspiriert. Insgesamt ist das alles nicht gefährlich, etwas dunkel und ziemlich gut.

5 Kommentare:

  1. 7,60 ? - Es freut mich, dass Du dich nicht in die Truppe der Verächter des neuen Cronenbergs einreihst. Aber ja, man hätte natürlich mehr erwarten können, nur sollte man dazu eben nicht auf das frühere Werk von Cronenberg verweisen, das anders funktioniert. Was mich von höheren Benotungen abhält ist eher, dass ich das Gefühl habe, Cronenberg bremse sich irgendwie selbst, regele eben (bei 76 %) gewollt runter. Seit A HISTORY OF VIOLENCE verstärkt sich dieser Eindruck.

    Ken Russel wäre die Sache natürlich ganz anders angegangen ;)

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  2. Oh auch der Psychologe zeigt sich nur verhalten begeistert! Ich habe ihn immer noch nicht gesehen. Meine Skepsis bleibt. ;)

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  3. Also da gibt es von mir weder Verachtung noch Begeisterung. ;) Den Film fand ich echt nicht schlecht, aber er hat auch kaum einen Eindruck hinterlassen. ;)

    Psychologe hin oder her, Freud spielte in meinem Leben nie eine besondere Rolle (er war natürlich ein großer Wegbereiter, aber...).

    Mein Text ist sowieso total oberflächlich, aber viel Tiefgang habe ich auch nicht wahrnehmen können - wobei es schon sein kann, dass da noch so einiges drin schlummert - so etwas könnt ihr ja meist besser ausloten (und ich war an dem Abend nicht topfit). :)

    Ob sich Cronenberg selbst bremst, weiß ich nicht. Aber darin, dass der Film etwas glatt ist, sind sich glaub ich eh alle einig. Was aber für mich nicht automatisch "schlecht" bedeutet, warum auch? Und wie ich kurz andeutete, das "Dunkle" (Triebhafte) im Film schwingt ja schon auch immer wieder mit...

    Cronenbergs Stil hat sich sicher etwas gewandelt, aber an den Themen seiner drei jüngsten Filme kann man immer noch deutlich ausmachen, dass er sich nach wie vor für Abgründe interessiert. ;)

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  4. Ich werde den Film geniessen. Schon deshalb, weil ich früher täglich den Basler Münsterplatz überqueren durfte, auf dem Jung als Gymnasiast von seinen Klassenkameraden verprügelt wurde. ;) - Unter uns: Ich war der Anführer der Bande.

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  5. Und nur wegen euch hat er dann der Keira Knightley den Hintern versohlt - Rotzbuam! :)

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