24. Mai 2010
21. Mai 2010
Away we go (Sam Mendes) 7,95

Das Roadmovie um zwei Mittdreißiger-Eltern in spe nervt tendenziell durch die Vielzahl extra-schräger Charaktere eine Zeit lang etwas, gefällt aber letztlich durch die gefühlvolle Schilderung dieser Reise, der Suche nach einem geeigneten Zuhause des etwas verunsicherten Pärchens.
Zu sich selbst finden, sich von der Lebensweise anderer abheben, in die Rolle hineinwachsen – gemeinsam: von all dem erzählt Mendes hier leicht sentimental, mit schön melancholisch-gefühlvollen Songs unterlegt. Der stets auf hohem Niveau arbeitende Regisseur legt damit auch gleich einen Gegenentwurf zu seiner bitteren Revolutionary Road-Verfilmung vor; hier hat Wärme viel Platz, generell unterscheiden sich die beiden direkt aufeinander folgenden Werke enorm, obwohl sie beide von einem jungen Ehepaar erzählen. Zyniker könnten nun einwerfen, die Freundlichkeit und Harmonie von Away we go im Unterschied zur unterkühlten Ehehölle von Revolutionary Road rührt daher, dass die Kinder noch gar nicht da sind und die Liebe noch vergleichsweise frisch ist. Oder aber Burt und Verona sind bei weitem nicht so selbst-destruktiv und passen einfach richtig zusammen, im Gegensatz zu Frank und April: man wünscht es ihnen am Ende ihrer Reise von Herzen.
Zu sich selbst finden, sich von der Lebensweise anderer abheben, in die Rolle hineinwachsen – gemeinsam: von all dem erzählt Mendes hier leicht sentimental, mit schön melancholisch-gefühlvollen Songs unterlegt. Der stets auf hohem Niveau arbeitende Regisseur legt damit auch gleich einen Gegenentwurf zu seiner bitteren Revolutionary Road-Verfilmung vor; hier hat Wärme viel Platz, generell unterscheiden sich die beiden direkt aufeinander folgenden Werke enorm, obwohl sie beide von einem jungen Ehepaar erzählen. Zyniker könnten nun einwerfen, die Freundlichkeit und Harmonie von Away we go im Unterschied zur unterkühlten Ehehölle von Revolutionary Road rührt daher, dass die Kinder noch gar nicht da sind und die Liebe noch vergleichsweise frisch ist. Oder aber Burt und Verona sind bei weitem nicht so selbst-destruktiv und passen einfach richtig zusammen, im Gegensatz zu Frank und April: man wünscht es ihnen am Ende ihrer Reise von Herzen.
20. Mai 2010
Yuki & Nina (Hippolyte Girardot/Nobuhiro Suwa) 7,48

Die 9-jährige Yuki, Kind eines Franzosen und einer Japanerin, erfährt von ihrer Mutter von der Trennung ihrer Eltern und dass sie nach Japan ziehen soll. Traurig und phlegmatisch wird die kleine Yuki von da an bleiben, verunsichert und vor allem ungewillt, mit ihrer Mutter ihr gewohntes Leben zu verlassen. Nur die Freundschaft zu Nina gibt ihr immer wieder Freude (und auch Ablenkung)…
Einen hervorragenden, psychologisch fein nuancierten Film über ein Scheidungskind hatte in Cannes bereits zwei Jahre vor dem Männer-Duo Girardot und Suwa Frau Mia Hansen-Love mit Tout est pardonné vorgelegt. Yuki & Nina ist in manchen Dingen vergleichbar, etwa bei der Sensibilität für die Kindersorgen; er ist sogar noch mehr und sehr konsequent (liebevoll) aus der Kindesperspektive erzählt – bzw. zu erspüren.
Die zweite, etwas seltsame (oder: rätselhafte, oder: märchenhafte) Hälfte des Films, in der Suwa die Regie von Girardot übernimmt, mutet am ehesten an wie eine Realversion von Passagen aus Miyazaki-Filmen wie Mein Nachbar Totoro oder Chihiros Reise (aus der staunenden Kinderperspektive, dafür ohne irgendwelche Fantasyfiguren): ein sehr interessanter Verlauf, dennoch fehlt dem durchgehend angenehm kindlichen Film, gerade im Vergleich mit den erwähnten Werken, irgendwie der letzte Punch, die Bedeutung: sanftes Dahinplätschern auf dem Fluß einer schwierigen und dennoch nicht unschönen Kindheit.
Einen hervorragenden, psychologisch fein nuancierten Film über ein Scheidungskind hatte in Cannes bereits zwei Jahre vor dem Männer-Duo Girardot und Suwa Frau Mia Hansen-Love mit Tout est pardonné vorgelegt. Yuki & Nina ist in manchen Dingen vergleichbar, etwa bei der Sensibilität für die Kindersorgen; er ist sogar noch mehr und sehr konsequent (liebevoll) aus der Kindesperspektive erzählt – bzw. zu erspüren.
Die zweite, etwas seltsame (oder: rätselhafte, oder: märchenhafte) Hälfte des Films, in der Suwa die Regie von Girardot übernimmt, mutet am ehesten an wie eine Realversion von Passagen aus Miyazaki-Filmen wie Mein Nachbar Totoro oder Chihiros Reise (aus der staunenden Kinderperspektive, dafür ohne irgendwelche Fantasyfiguren): ein sehr interessanter Verlauf, dennoch fehlt dem durchgehend angenehm kindlichen Film, gerade im Vergleich mit den erwähnten Werken, irgendwie der letzte Punch, die Bedeutung: sanftes Dahinplätschern auf dem Fluß einer schwierigen und dennoch nicht unschönen Kindheit.
19. Mai 2010
So glücklich war ich noch nie (Alexander Adolph) 7,82

Das Thema ist das Gleiche wie im etwas später entstandenen Wedel: Ein Trickbetrüger, der die Reichen geschickt um den Finger wickelt und übers Ohr haut. Doch Alexander Adolph ist an wesentlich intimeren Dingen interessiert als Dieter Wedel. Sein Gauner, dessen reales Vorbild mit jenem aus Gier identisch sein könnte, ist privat kein extrovertierter Lebemann, sondern ein psychisch kranker, im Grunde eigentlich herzensguter armer Teufel, der sich nach Glück und Liebe sehnt und einfach nicht anders kann als seine Gaunereien immer wieder abzuziehen.
Und zu träumen. Vom Glück. Striesow und Uhl veredeln diesen „kleinen Film“, der gegen Ende Größe beweist: mit dem angeschnittenen Diskurs, ob man einem geliebten Menschen hilft, indem man ihn einer gerechten Strafe ausliefert, und vor allem in der finalen Szene, dem subtil gefilmten und gespielten Zusammenbruch des Kartenhauses.
Frank betont immer wieder die Traurigkeit der Prostituierten Tanja – als Zeichen von Schönheit. Ähnliches kann man auch über diesen Film sagen.
18. Mai 2010
Überall nur nicht hier (Tamara Milosevic) 7,30

Das Porträt von drei unterschiedlichen Menschen im bosnischen Srebrenica 15 Jahre nach dem schrecklichen Männer-Massenmord überzeugt durch die interessanten Charaktere: Der stets leicht überfordert wirkende, relativ junge moslemische Bürgermeister Malkic und die 18jährige selbstbewusste und ziemlich rüde Samira. Wie die beiden in ihren Lebenssituationen, Diskussionen und Monologen begleitet werden, wirkt zwar manchmal etwas erzwungen, aber im Endeffekt doch wieder sehr authentisch. Die Einblicke reichen dabei von enorm kurios bis traurig-niederschmetternd und spiegeln den Alltag eines Lokalpolitikers in einer ehemaligen Kriegsregion und einer armen jungen Frau ohne Zukunftsperspektiven offensichtlich gut wider. Etwas in den Hintergrund geraten dagegen die Passagen mit dem grundsätzlich auch sehr interessanten serbischen Pfarrer, dessen wahres Gesicht zwischen versuchter Völkervermittlung und deutlich durchscheinendem "Nationalstolz" nur schwer zu ergründen scheint.
17. Mai 2010
Kick-Ass (Matthew Vaughn) 8,45

Das Schöne an dieser zugleich auf cool-zynisch getrimmten wie auch kindlich-verspielten Comicverfilmung ist: Matthew Vaughn hat Talent und Eier. Eine eminent wichtige Kombination, die man für einen richtig gelungenen, erfreulicherweise erstaunlich kompromisslosen und mindestens einmal, nämlich in der und um die atemberaubende Live-Hinrichtungs-Sequenz, gar höchst unangenehmen Film braucht.
Kick-Ass ließ mich zunächst noch eher skeptisch bleiben, gerade weil die übertriebene Gewalt in Kombination mit Nerd-Humor und Kindern als Gewaltausüber und –opfer erstmal zu gewollt provokant wirkt. Doch die Klasse von Vaughns kreativem Film kommt dann relativ bald und immer deutlicher zum Vorschein: seien es die köstlich aberwitzigen Figuren (D'Amico! und sein Sohn!!) oder eben die streckenweise hervorragende (Action-)Inszenierung, die diesen Un- und Irrsinn trotz der Vorbilder, trotz Watchmen und trotz Kill Bill und trotz Spider-Man verdammt sehenswert und zu einem sehr lässigen Unterhaltungsspektakel mit mal düsteren, mal geistreichen Untertönen machen.
14. Mai 2010
Koran Kinder (Shaheen Dill-Riaz) 8,73

Sehr persönlich erzählte Analyse islamischer Erziehung in Bangladesch
Der Filmemacher durfte als Erster überhaupt in einer Madra filmen, einer harten Koranschule, die vor allem von den Armen, die sich eine staatliche Schule nicht leisten können, frequentiert wird. Oder von Hardcore Gläubigen gewählt wird, die für ihre Kinder nur die strikt religiöse, anti-intellektuelle, anti-westliche Bildung wollen (auch, damit sie selbst es im Leben nach dem Tod möglichst gut haben).
Dill-Riaz fängt beeindruckend-unangenehme Bilder des eintönigen Kinderdrills ein, interviewt u.a. seine liberalen Eltern und Gelehrte, aber auch Eltern von Madra-Schülern oder Ex-Schüler und Lehrer dieser befremdlichen Einrichtungen und kommentiert die Situationen hie und da auch selbst.
In Zeiten, in denen die blinde Islamgläubigkeit auch in der westlichen Welt immer mehr zu einem Reizthema mutiert, ist Dill-Riaz‘ erhellender, spannender, kurzweiliger und gleichzeitig intelligenter und nachdenklicher Film enorm interessant und ein echtes Highlight im dokumentarischen Sektor.
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