14. Januar 2010

Eden Lake (James Watkins) 0,3

Poster entfällt, weil Film so beschissen


Sind Filme, die bis zu einem gewissen Punkt recht gut sind, dann aber immer dümmer und dümmer und ärgerlicher werden, noch schlimmer als solche, die durchgehend mies sind? Heute beantworte ich diese Frage mal mit einem klaren: Yes indeed!

Eden Lake kreuzt eine typische Hinterwäldler gefährden Helden aus der Stadt Handlung mit dem zeitgenössischen Problem der immer mehr verrohenden und gewalttätigen Jugend (samt Mitfilmen von Grausamkeiten auf dem Handy). So weit, so gut. Lange galt für diesen Film Ähnliches wie für Diary of the Dead: wenig originell, aber gut inszeniert, man fiebert mit und es wird Bezug zu einem aktuellen Thema genommen, das die Allgemeinheit ziemlich verunsichert. Man sagt doch, dass genau diese Dinge gelungene Terrorfilme ausmachen.

Doch Mr. Watkins (ich bin fast vom Sessel gefallen, als ich nach dem Film gelesen habe, dass der an einer Fortsetzung von Descent beteiligt war, dazu gleich mehr) setzt den Film nach und nach so unglaublich in den Sand, dass es immer mehr weh tut (und das hat nichts mit der Filmgewalt an sich zu tun!):

Gewisse "Fehler" der Helden, die zu größeren Gefahren führen, das kennt man ja, gehört im Genre auch dazu (bereits am Anfang hätte man den Film enden lassen können, weil wohl niemand ein Auto, bei dem eine Nacht vorher der Reifen zerstört wurde, in der nächsten Nacht noch einmal unbeaufsichtigt stehen lassen würde, aber ok). Aber in der zweiten Hälfte, als der Film eigentlich zu einer sehr spannenden und reizvollen Hetzjagd wird, ist sich Watkins nicht zu blöd, ca. alle 2 Minuten eine dumme Drehbuchidiotie nach der anderen rauszuhauen. Etwa wenn die Frau bei der x-ten Flucht plötzlich auf irgendeinen Gegenstand läuft, der ihr den Fuß (inklusive Knochen!) durchbohrt (worauf sie aber dann nochmal geschätzte 5 Filmstunden damit herumlaufen (!!) kann).

Was aber noch viel schlimmer ist als diese saublöde Ansammlung von klischeehaften Unwahrscheinlichkeiten, ist die vermutlich zynisch zu nennende Degradierung der weiblichen Hauptfigur, als sie

1. zunächst zusehen muß, wie ihr Freund neben ihr verbrennt (dabei aus dem "Scheiterhaufen" wieder fliehen kann!)

2. sich in einer Mülltonne verstecken muß, die extremst grindig ist (woraufhin sie aussieht, wie eine aus Descent, HAHA!)

3. den einzigen harmlosen, offenkundig unschuldigsten, jüngsten aus der Gang aus Versehen ermordet!! (AUA, tut echt weh da oben, fuck, ist das übel)

4. zu einer Art weiblicher Rambo mutiert, was den lange sehr ordentlichen Film neben seinem wirklich üblen Zynismus immer peinlicher werden lässt

Da kann man noch so vom Reiz der unzivilisierten Urinstinkte im Menschen sprechen, aber dann stell ich die Frage: wieviele Filme soll es denn zu diesem schon x-mal toll umgesetzten Thema noch geben. Und der Punkt alleine reisst die Scheiße dann erst recht nicht raus.

und das Ende setzt dann in Sachen Terrorfilmklischee noch zweimal so krass einen drauf, dass man nur mehr mit dem Kopf schütteln kann, wie so ein Typ wie Watkins da sitzt, diesen Mist schreibt, das verfilmen darf und das strunzdumme Resultat dann auch noch bei vielen Leuten gut ankommt. Ach klar, ist ja GENRE, das muß da ja so sein.

Dabei hätten diese hochinteressanten Charaktere und die ironische Gegenüberstellung von liebevoller Kindergärtnerin und (einem) hochgradig antisozialen Jugendlichen in einem Terrorfilmsetting so schön werden können. Aber alles kaputt gemacht, weil ALLES reingepackt werden musste. Gigantisch, Herr Watkins!

Dass der Film auch noch seine weibliche Hauptperson emotional und körperlich bis zum Äußersten ausbeutet und seine "Bösen", welche in der Übertragung von der Theorie einer tatsächlichen Personengruppe in spannende/interessante/kontroverse Filmfiguren einer besonders sensiblen und intelligent-reflektierten Behandlung bedürften, derart platt und völlig kontraproduktiv so bedingungslos missraten zeichnet, ist aber das Schrecklichste von allen Kritikpunkten.

Vielleicht ist es ja bloß formvollendete Selbstironie, dass rund um den Eden Lake so oft jemand kotzen muß. Angesichts dieses peinlichen Machwerks, das von seinem zu Beginn noch gelobten Realitätsbezug und seine anscheinend intendierte "Kontroverse" noch zu einem absolut letztklassigen Möchtegern geraten ist, komme ich nicht darum herum, mich auch noch schnell auf die Tastatur zu übergeben. Vorher aber noch schnell den "Veröffentlichen" Button drücken.

Achja, hab ich schon erwähnt, dass ich schon zu Beginn an Descent denken musste. Was war der toll. Vielleicht gibt es ja einen Film auf dieser schönen Welt, der noch schlechter als Eden Lake ist: es könnte Descent 2 sein. Frewillige vor!

3 Kommentare:

  1. So, jetzt wo ich schlauer bin, was beim Zechen in Berlin mit Alfons offenbar rausgekommen ist, weihe ich den Blog auch gerne offiziell ein und erinnere daran, welch schönes Wort "Urinstinkte" ist.

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  2. Ach so, du gehörtest auch zu denen, die THE DESCENT nicht verstanden hatten?

    Schade. :)

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  3. Hatte mit Alfonse echt wenig zu tun, aber danke Dirt, herzlich willkommen! :)

    @ Rajko: Meinst du mich? Wenn ja, bin ich überrascht und weiß nicht, was du meinst??

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