14. Dezember 2010

Interludium - Llosa, Nekes, Emigholz


Madeinusa 8,10

Ein Dorf am Ende der Welt - in den peruanischen Anden. Eine verschworene Gemeinschaft mit eigenen Gesetzen. Jeder Besucher ist hier ein Eindringling. Vor allem in der heiligen Zeit, wenn laut den Gläubigen Gott nicht sehen kann, was im Dorf getrieben wird. Der Bürgermeister freut sich deshalb schon, seine Tochter endlich entjungfern zu können. Doch dann kommt dieser Eindringling, ein antireaktionärer Reporter aus der Großstadt und wenig überraschend drängt sich die Liebe in all diese Trostlosigkeit und beschwört Lebensgefahr herauf...
Harter Stoff, filmisch sehr einfühlsam umgesetzt. Eigentlich besser als Llosas Folgewerk, der höher prämierte La Teta asustada. Madeinusa ist einnehmender, dringlicher, spannender.


Johnny Flash 6,45

Helge Schneider ist Johnny Flash, Andreas Kunze sein Manager. Helge Schneider ist Jürgen Potzkothen, Andreas Kunze seine Mutter. So könnte man das scheinbar ewig fortführen, denn beide spielen hier viele Rollen. Oder spielt nur Kunze mehrere, ich weiß es nicht, so schräg gehts hier zu. Vor allem ist Johnny Flash ein Musikfilm, Helge Schneider musiziert. Und alle blödeln. Das ist schon komisch, manchmal sogar höchst delirant inszeniert. Doch so ganz überzeugen kann diese Schrägheit (im Gegensatz zu einigen von Schneiders späteren Filmen) dann nicht, auf Dauer eher etwas anstrengend…


Goff in der Wüste 8,08

Heinz Emigholz filmt Architektur. Wie es heißt, ohne Kommentare. Nur Bilder von Häusern. Hier fast 2 Stunden lang. Kann man sich etwas Langweiligeres im Kino/Fernsehen vorstellen? Mit dieser Einstellung aber natürlich dennoch einer Portion Interesse war ich erstmal verwundert, dass Emigholz hier lebhaft über den Architekten Goff und über die Dreharbeiten spricht. Nach einiger Zeit schnalle ich dann, dass 3sat den Film im Zweikanalton mit Audiokommentar ausstrahlt. Und dass Emigholz sagt, wirken sollte man das lieber ohne Kommentar lassen. Hmm. Dabei ist der Film mit dem Kommentar echt spannend. Emigholz ist ein intelligenter, wortgewandter, humorvoller Mensch, dem man gerne zuhört. Und die Infos zu Goff auch höchst interessant. Doch wie ist das nun, ohne die Worte? Tatsächlich gar nicht so langweilig wie befürchtet, eine Sogwirkung stellt sich ein. Der Laie beginnt, Architektur wahrzunehmen. Sicher hat das Längen, aber die Konsequenz gefällt. Emigholz interessiert sich für diesen Goff und er filmt alle seine Bauwerke. Architektur als Autobiographie – ein großartiges Konzept. Eindrucksvolle Gebäude, eindrucksvolle Bilder, eindrucksvolle Art, einen Film zu machen. Auch ohne Worte.

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