17. Dezember 2010

Wärst du lieber tot? (Christina Seeland) 8,70




Schwerstbehinderte Menschen. Ein Thema, das für die meisten sicher eines der schwierigsten und unangenehmsten ist, sei es im realen Umgang mit solchen Personen oder wenn es auch nur darum geht, sich einen Film mit ihnen und über sie anzusehen. Auch der Schreiber dieser Zeilen nimmt sich da gar nicht aus. Enorm bewundernswert sind daher andererseits Personen, die es sich gar zur Lebensaufgabe machen (oder zumindest einen gewichtigen Teil ihres Lebens damit verbringen), Behinderte zu pflegen, sich um sie zu kümmern, sich mit ihnen intensiv zu beschäftigen.

Christina Seeland, die diesen wunderbaren Film auf die Beine gestellt hat, hat jahrelang in der Behinderten-Pflege gearbeitet. Diese Erfahrung ist natürlich bei so einem Thema Gold wert, denn so ein warmherziges, cleveres, flottes und unterhaltsames Werk hätte einem in dieser Hinsicht weniger erfahrenen Filmemacher kaum gelingen können.

Sechs auf ganz unterschiedliche Weise schwer beeinträchtigte Menschen spielen die Hauptrolle in dem erstaunlich schwung- und humorvollen, aber natürlich dennoch sehr respektvollen und nichts verharmlosenden oder verniedlichenden Film. Überraschende Ansichten der Porträtierten kommen zutage und es wird Lebensfreude vermittelt. Dass diese positiven Lebenseinstellungen, wie es im Film vielleicht ein bisschen(!) suggeriert wird, natürlich nicht auf der Tagesordnung stehen können, ist klar, doch gerade das Positive an einem derart extrem beeinträchtigten Leben wird ja oft ausgeklammert - ebenso wie das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis Schwerstbehinderter, das von oberflächlichen Medien, aber auch jedem selbst oft gar nicht wahrgenommen wird.

Ob dieses Erkenntnisgewinns und gleichzeitiger Lockerheit ist der dem Titel nach ja eher düster klingende Wärst du lieber tot? ein großartiger, vermutlich vom Thema den Otto-Normal-Unterhaltungs-Gucker erstmal abschreckender, aber sehr schöner Film. Seeland versteht auch einiges davon, mit Musik und Montage zu arbeiten, und es ist schon ein kleines Wunder, einen absolut ernsthaften und authentischen Behindertenfilm zugleich so gewitzt zu gestalten.

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