11. März 2011

Interludium - Ozu, Lafosse, Bergman

Tokyo no yado/Eine Herberge in Tokio (1935) 7,58

Eine leicht simple, aber feine, humanistische Stummfilm-Erzählung, eine traurige und doch schöne Parabel des japanischen Meisters über Menschen, die sich gegenseitig helfen, obwohl und gerade weil sie am Abgrund stehen. Durch den Zusammenhalt des Vaters und seiner beiden lebendigen Burschen, durch die spielerischen Elemente inmitten dieser existenziell bedrohlichen Lebenssituation ist dieses Melodram auf gänzlich unkitschige Art berührend. Auch wenn die Handlungsmotive des Vaters in Not etwas naiv und damit die Gesamtkonstruktion der Parabel etwas simpel anmuten mögen, ist Ozus Film so herzlich, dass für Kritik ohnehin kein Platz ist.


Nue propriété/Privatbesitz (2006) 8,52

Zu meinen Lieblingsgenres zählen diese reduzierten, psychologisch sehr fein beobachtenden und mit quälender Langsamkeit auf Details zielenden Alltagsfilme; diese Geschichte um eine alleinstehende Mutter (Huppert) und ihre beiden erwachsenen („Taugenichts“-)Söhne, die mit der Mutter wenig charmant, extrem fordernd und bestimmend umgehen tut oft so richtig weh, ist großartig gespielt und am bitteren Ende gar monumental inszeniert.


Vargtimmen/Die Stunde des Wolfs (1968) 8,34

Ich bin (noch) kein Bergman-Experte, aber dieses surreal erhöhte Schwarzweiß-Psycho-Drama um einen Maler auf einer Insel kann man wohl einen typischen Film des Regisseurs nennen. Gemächlich, aber unterschwellig kündigt sich zunächst schon Unheil an, bis der Wahn (oder eine tatsächliche Bedrohung?) in vereinzelt höchst eindrucksvoll gefilmten, „irren“ Szenen kulminiert. Ein streckenweise eindrucksvoller „Horrorfilm“, intensiv, aber auch nicht ganz so groß wie persönliche Bergman-Favoriten Persona oder Das Schweigen.

2 Kommentare:

  1. Ui! Ich nahm als Heranwachsender Bergmans "Die Stunde des Wolfs", die ja als erster Teil einer Trilogie mit Ullmann/von Sydow (zweiter und dritter Teil "Schande", 1968, und "Passion", 1969) betrachtet wird, recht locker auf. Vor ein paar Jahren versuchte ich mich erneut an ihm und verfiel wie bei deinen Favoriten beinahe in "Depressionen", ertrug ihn einfach nicht mehr. Ich weiss nicht, ob das mit dem Alter zu tun hat - oder mit einem Erfassen der Abgründe, mit denen man da konfrontiert wird. - Auf jeden Fall ziehe ich heute die späten Filme des Regisseurs (etwa "Fanny und Alexander" oder "Sarabande", den nur scheinbar versöhnlichen Nachgesang zu "Szenen einer Ehe") vor.

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  2. Hm, ich muss mich wohl auch gleich korrigieren mit dem "typischen" Bergman. "Typischer früher" wäre wohl zutreffender. :) Alleine, dass ich alle 5 von dir angesprochenen Filme noch nicht gesehen habe, zeigt, dass ich von Bergman zwar ein bisschen was, aber auch noch fast gar nix kenne. Aber ob düster oder versöhnlich, ist mir dabei egal; bin sicher heute auch eher freundlicheren Filmen mehr angetan als vor 10 Jahren, als "verstörendes Kino" das Beste überhaupt in der Filmwelt war. ;) Aber die Faszination für Abgründe wird immer bleiben, daher taugt mir auch dieser düstere Bergman-Stil wie bei Vargtimmen.

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