17. März 2011

Tron: Legacy (Joseph Kosinski) 5,48




Die Fortsetzung des zuvor mit Freude erwarteten "Kultfilms", der sich dann aber als ziemlich schwach und eher mühsam denn begeisternd präsentierte, gleich einen Tag darauf im Kino zu sehen, lässt im Vorfeld kaum Euphorie aufkommen. Umso erstaunlicher, dass Kosinskis Film gerade in der „realen Welt“, die im Vorgänger noch so grenzdilletantisch inszeniert wurde, hier mit toller Dynamik loslegt und einen souveränen Anfang kreiert. Man wähnt sich sogleich zufrieden in einem kompetent inszenierten "State of the art"-Hollywood-Blockbuster, der gute Unterhaltung garantiert. Selbst dass der betont lässig-cool doofe Sohnemann von Flynn bereits das Kosten von Nerven ankündigt, scheint da dank der gefälligen und schwungvollen Regie verkraftbar.

Auffällig ist in den ersten Minuten auch, dass Tron hier als Film in der Filmwelt deutlich ausgestellt bzw. ausgehängt wird; ob dies ein gelungener oder blöder Gag ist oder vielleicht ja auch mehr als nur ein Gag, bleibt dem einzelnen überlassen.

Dann geht’s aber endlich ab in den „Raster“, die Logik spielt dabei gar keine Rolle (vielleicht auch deswegen das Filmplakat zuvor): alles geht hier, macht euch bloß keine Gedanken über eine annähernd realistische Sci-Fi-Handlung. Okay, akzeptiert und jetzt zeigt her, wie sich die Tricktechnik in 30 Jahren entwickelt hat: Toll sieht das schon aus, nur scheint wieder haargenau das Gleiche zu passieren wie im Vorgänger: Diskus- und Motorradkampf, naja, der Fangemeinde zuliebe ist das ja okay. Die Actionszenen sind auch absolut in Ordnung, die Dialoge zunächst deutlich besser als in Tron.


Wie Lisberger im Ursprungswerk gelingen auch Kosinski im Lauf der 2 Stunden einige visuell überzeugende Szenen, doch zuviel erinnert hier an Matrix bzw. Matrix Reloaded. Manche Einstellungen und Designs scheinen fast 1:1 übernommen, etwa die Disco mit einem schrägen Typen und die Kämpfe danach. Aber immerhin sorgen die DJs – Daft Punk treten quasi als sie selbst auf – für Laune. Die beiden Elektro-Musiker scheinen perfekt in diese Welt zu passen, deshalb sind diese Minuten wohl auch die witzigsten und gelungensten des gesamten Films (dabei aber eben auch leicht plagiatös).

Flynn Vater und sein Junior wollen aus dieser Computerwelt aber auch mal wieder raus und der Film wird aufgrund dieses klassischen Fluchtverhaltens anstatt spannender und dramatischer immer belangloser und langweiliger. Echte erinnerungswürdige, monumentale Szenen (die nicht an andere Filme erinnern!) bleiben aus. Tron: Legacy ist in vielen Dingen „besser gemacht“ als der Vorgänger, doch muss man ihm vorhalten, dass er zu wenig Eigenes schafft. Die gemütlich meditativen Fahrten durch den Raster, wie sie Lisberger noch einbaute, sind hier auch kaum vorhanden. Dafür gibt es immerhin zwei wirklich heiße Bräute, da kommt man als Mann nicht drumherum, das zu erwähnen. (Ob das aber positiv ist, steht auf einer anderen Diskette.) Und es gibt ein eigentlich sehr sympathisches Ende. Ein Film, den der Autor wie schon den trashigen Vorgänger ja eigentlich gern haben möchte, aber empfehlen und richtig gut finden kann er ihn fast noch weniger.

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