5. Januar 2012

Melancholia (Lars von Trier) 6,69




Die Studie einer Depression kombiniert mit einem sehr intimen Weltuntergang: das ist schon sehr reizvoll…was wird im Detail draus?


Der opulente Vorspann erinnert an Kubricks Überwerk 2001 und interessanterweise an den zeitgleich gelaufenen Tree of Life; danach sind wir stilistisch schon wieder beim „Dogma“, wobei von Trier mit der „Limousine in der engen Kurve“-Szene gleich sehr humorvoll den bevorstehenden Weltuntergang kontert.

Anschließend erleben wir eine kleine menschliche Katastrophe im Zeitlupentempo. Das ist rückblickend faszinierend (und die Studie von Justine hat gar nicht allzuviel mit einer Variation von Festen zu tun, wie man an mancher Stelle liest), doch - und das gilt für den gesamten Film - von Trier war in fast allen seinen vorherigen Arbeiten schon viel packender…hier wirkt alles fast wie durch einen Wattebausch schaumgebremst. Mag Absicht sein, aber Melancholia ist dadurch auch die meiste Zeit einen Tick zu wenig einnehmend für einen wirklich großartigen Film.

In Verbindung mit dem drohenden Ende der Erde ist dieser Stil natürlich schon wieder grenzgenial, dennoch will sich in den mehr als 2 Stunden keine große Begeisterung einstellen. Vielleicht schadet auch das gefühlte ständige Augenzwinkern den für sich gelungen gezeigten menschlichen Tragödien. Dennoch Respekt dafür, dass von Trier gelassen und genau filmt, ohne allzu sehr auf Verstörung oder ähnliches aus zu sein (Katze in den Schwanz: das ist aber auch immer seine große Stärke gewesen).

Gegen Ende ist die Stimmung dann phänomenal und höchst beunruhigend, der Schlussabschnitt ist wahrlich groß. Die letzten Minuten sind von einer unglaublichen Intensität, die zum Kehraus den vielleicht größten kalten Schauer bietet, den man im Kino seit langem erleben konnte. Ja, im Nachhinein ist Melancholia ein sehr respektabler Film, ein außergewöhnlicher Entwurf. Aber man darf und muss es in dem Fall auch mal aussprechen: der große Feind sind hier die Längen und eine gewisse Belanglosigkeit einer vielleicht sogar künstlerisch geistvollen, zugleich jedoch auch recht sinnentleerten Apokalypsen-Konstellation.

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