8. Dezember 2010

Piranha (Alexandre Aja) 3,82




Und gleich der nächste Fisch-Film: Leider ein ziemlich mieser: dumm, dümmlich, klischeehaft. Jerry O'Connell nervt unglaublich, seine Szenen als koksender, kotzbrockiger Sexclip-Regisseur haben dabei aber keinerlei kritisch-satirische Qualität, ebenso die endlosen Spring Break-Szenen, flache Macho-Witzchen und was hier sonst noch so alles an (männlich-)Gröbstgeistigem anfällt.

Aber, immerhin gibt es hier ein aber: Alexandre Aja ist nämlich, obgleich er für seine Karriere bislang noch keinen Originalitätspreis gewinnen kann, ein sehr fähiger Regisseur und sein Film ist deswegen hin und wieder trotzdem ein Erlebnis, vor allem in der zentralen Massenszene, die ein unglaubliches Gore-Feuerwerk abbrennt. Die morbid-makabre Kreativität bei dieser Massenpanik zwischen Wasser, Motorbooten und Plätzen am vermeintlich sicheren Trockenen ist toll; zig ausgemergelte und ausgeweidete Körper füllen plastisch die Leinwand, eine jetzt schon legendäre Sequenz: schauerlich und spaßig zugleich und dabei beeindruckend inszeniert.

Auch weitere Szenen wie jene mit den beiden Meernixen oder dem malträtierten Geschlechtsteil sind köstlich, der Film macht zwischendurch also schon Spaß. Doch gerade am Ende wird es wieder so sagenhaft lächerlich, dass dieser Spaß unnötigerweise verdorben wird. Rund um die angesprochenen Abschnitte hätte mit etwas weniger Primitivität ein gewitzt-blutiger Tierfantasyhorrror entstehen könnnen, es gab ja schon einige (harmlosere) Beispiele von nicht so extrem dümmlichen Filmen dieser Gattung (z.B. Arachnophobia oder auch Arac Attack). Piranha ist aber leider die meiste Zeit so schlecht, dass am Saaleingang nicht abgegebene Gehirne irgendwann beleidigt sind.

5 Kommentare:

  1. Genau, nachher bekommst du gesagt, dass du dein Gehirn nicht hättest am Eingang abgeben sollen. Sondern, wenn es schon aus der abschirmenden Schädelumhüllung befreit wird, du es hättest direkt vor der Leinwand positionieren müssen, damit es vollkommen von allen Seiten von diesem Film bestrahlt werden kann. Von wegen "offene Rezeptionshaltung" ;)

    Na hoffentlich weißte, was du dir da eingebrockt hast ;)

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  2. Wer schickt ihm den Link? ;)

    Dieses von mir augenzwinkernd eingebaute "Gehirn abgeben/ausschalten" ist ja sowieso ein ganz ganz schlimmes Argument für die Reputation intellektuell völlig unterirdischer Machwerke..

    Das Gehirn direkt bestrahlen zu lassen ist aber auch eine bewusstseinserweiternde Idee. :)

    Aber zu Piranha konkret; den fanden ja auch einige recht in Ordnung...will ich mich nicht groß beschweren, mir war er halt zu blöd, um ihn als Gesamtprodukt zu mögen.

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  3. Also mir hat er Spaß bereitet. Von der ironischen Anfangssequenz bis zum final scream. Christopher Lloyd ist wundervoll am Overacten. Die "nicht-Freundin" des Helden hat zwar einen RAZZIE verdient - aber auch das passt zum Sleaze des Films. Für mich der gelungenste Trash der jüngeren Vergangenheit!

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  4. Naja, gelungener Trash; da könnte man jetzt wieder über echten Trash und hochwertig bzw. absichtlich produzierten diskutieren: Zeitweise hat der Film ja richtig (groben) Charme, oft ist er aber so dumm, dass mir das keinen Spaß mehr machen konnte. :(

    Etwas weniger flach und dümmlich und etwas mehr feinere Ironie hätten den Film zu etwas wirklich gutem machen können, so aber kann ich nur verwundert sein, dass der auch in der etwas niveauvolleren Ecke (du, Bretzel, usw..) so gut ankommt.

    Einstweilen fühle ich mich bei dem Film noch sehr wohl mit meiner Außenseiterposition, aber gebt mir bitte Bescheid, wenn ich mal wirklich lustfeindlich und griesgrämig-humorlos werden sollte. ;D

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