20. März 2011

IL - Marins, W. Jacobs, Bechis


O Despertar da Besta/Das Erwachen der Bestie (1970) 8,47


Ein vollkommen enthemmter, entfesselter Film, der auf einer Metaebene (während Experten in einer Radiosendung diskutieren, gibt es zwischendurch gespielte Episoden) die „Gefahren“ von Sex und Drogen abhandelt, wobei Marins in den einzelnen Szenen richtig Gas gibt und irgendwo zwischen billigem Erotiktrash und wahnwitziger Filmkunst pendelt. Der Anfang und das psychedelische Ende sind überragend, dazwischen hält sich die Aufregung bald in Grenzen: die Abläufe von Männern, die Frauen nachsteigen, sind eher redundant; bei der Bewertung des Films muß man als Marins-Neuling wohl auch bedenken, dass die beiden Filme davor, die ihn als Enfant Terrible so berühmt gemacht haben (im "Erwachen der Bestie" wird darauf auch direkt eingegangen!) und in denen er schon ähnlich Irrwitziges abgeliefert hat, womöglich noch ein bisschen besser sind.



Im weißen Rössl (1960) 4,20

Im Salzkammergut, da kamma gut lustig sein!

Nur schade, dass der kleine Pseudo-Klassiker des österreichischen Heile Welt-Kinos der 50er und 60er Jahre gar nicht so lustig ist, wie es einem der kürzlich verstorbene „Entertainer der Nation“ Peter Alexander weis machen will. Er kaspert, blödelt und charmiert sich durch dieses altbackene Musical, nur entsteht dabei kaum Sympathie oder echte Begeisterung für den verträumten Chefkellner, der die Pensionsbesitzerin erobern möchte. Manche Szenen sind höchstens aufgrund ihrer Naivität ganz witzig, ansonsten dominiert aber eher eine Un-kunst im Lustig sein. Alexander findet keine Linie, oder er will die gesamte Bandbreite des Humors unterbringen, was aber in Summe nie gelingt. Auch wenn dieser Film tatsächlich eine Generation von Senioren (und wenn nur solche im Geiste!) geprägt und begeistert hat und jeder den abschließenden Titelsong kennt: die Operettenverfilmung (eine von 5 Versionen des Stoffs!) ist alles andere als gelungen und nichtmal durch die ominöse Trashbrille so lustig, dass man sich den ganzen 50er Jahre Bieder-Doofsinn heute noch gern antun würde. Kann sein, dass andere Alexander Filme lustiger sind/waren, auf diesen Blog werden sich die aber eher weniger verirren (und Gunther Philipp und Theo Lingen sind ja schließlich auch schon tot).



Garage Olimpico (1999) 7,60

Authentischer Film über Folterungen während der Militärdiktatur in Argentinien in den 70ern. Bechis, der diese Qualen in seiner Jugend als Polit-Aktivist selbst über sich ergehen lassen musste, zeigt minutiös die perfide Macht und Gewalt in einer südamerikanischen Militärdiktatur; etwas, das man als Filmfreund z.B. schon aus Oliver Stone Filmen (und anderen) kannte: unmenschliche Folterungen eines übermächtig perversen Staats-Apparates, gegen den man keine Chance hat. Die grausigen Andeutungen dieser realitischen Folterungen lassen übrigens „Schocker“ wie Hostel sowieso total harmlos aussehen (nur so nebenbei, assoziativ bemerkt). G.O. ist durchaus manchmal zäh und langwierig, und auch wenn Filme nichts ändern können (aber sicher etwas bewegen, etwas bewirken), und Junta (dt. Titel) letztlich vor allem eine schwierige, natürlich alles andere als begeisternde Rückschau auf ein vergangenes Grauen ist: gut dass es solche Werke gibt.

3 Kommentare:

  1. Die Geschwister Pfister (kennt man die überhaupt noch?) stellten 1994 eine Inszenierung von Benatzkys "In weissen Rössl" in der "Bar jeder Vernunft" auf die Beine. Sie zeigte, was sich aus dem Singspiel machen lässt, während der gute Peter selig wirklich unerträglich ist. ;)

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  2. Hilfe! Äh, ich meine: danke für den Hinweis! ;) Da hat sich ein "noch" in deinen Beitrag eingeschlichen. :)

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  3. Das "noch" war beabsichtigt. :) Die "Geschwister Pfister" waren nämlich mal wirklich Kult - und ihre Benatzky-Inszenierung konnte sogar auf 3sat bewundert werden. - Aber eben: Mich und 3sat gibts schon lange...

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