22. Juli 2011

Territoire perdu (Pierre-Yves Vandeweerd) 7,62




Eine Doku über das Politikum Westsahara in sehr ungewöhnlicher Form: schwarz weiß, kunstwillig, sperrig, experimentell. So sprechen viele Personen, doch gefilmt werden sie schweigend, die Tonspur ergänzt dazu das Bild.

Das Positive an diesem Projekt ist vor allem, dass den unterdrückten, verfolgten Nomaden bzw. Wüstenbewohnern eine Stimme, ein Gesicht (bzw. mehrere) gegeben wird. Das ist vermutlich nicht viel, aber immerhin etwas.

Der angesprochene Kunstwillen mag so gesehen nicht so recht zum politischen Sujet passen, doch dadurch wird der Film speziell. Verwendet der Regisseur seine Mitwirkenden dafür, sich stilistisch selbst zu verwirklichen? Zwischenzeitlich kann man das schon glauben, zwischenzeitlich gibt es auch langatmige Stellen. Doch die Eigenart des Wüstenvolks wird nie verletzt, tiefer Respekt und Einsatz sind immer spürbar. Ob der Film stilistisch die angesprochene Eigenart der Menschen (angemessen) widerspiegelt, kann man als Zuseher nicht wissen.

Gegen Ende wird Verlorenes Territorium richtig gespenstisch, vor allem auf der Tonspur; hier kann man den Regisseur und seine Ausdrucksform vielleicht auch am ehesten verstehen: Artifizierung eines rational schwer fassbaren, furchtbaren, eben gespenstischen Zustands.

Mit einem Interview einer verzweifelten Frau aus dem Widerstand, die eindrücklich bis erschütternd ihre Erfahrungen mit der marrokanischen Polizei beklagt, bekommt der Film zum Ende hin immer mehr Kraft, um schließlich irre mit einer Kamel-Laut-Symphonie zu enden. Es ist definitiv ein Werk, das Eindruck hinterlässt und am Ende ist der ungewöhnliche Stil nicht unangebracht, sondern scheint höchst passend zur perversen Situation.

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