Ein „Dokumentarfilm“ (so die Einordnung im Viennale-Programm) über einen Ziegenhirten irgendwo in den Bergen Kalabriens. Traumhafte Bilder, ein alter Eigenbrötler bei der naturverbundenen Arbeit…simpel und schön zugleich verläuft zunächst dieser Film, doch er wird seinen Stil noch einige Male ändern…
Nach einiger Zeit nämlich gibt es da eine sensationelle Szene mit einem Passions-Umzug, einem Auto, einem Hund und einer seelenruhig von links nach rechts und wieder zurück schwenkenden Kamera. Da wird einem auch klar, dass „Dokumentation“ das falsche Wort ist. Frammartino hat einen großartig freien und von allen Genres und Regeln losgelösten, sicher nicht nur dokumentierenden Naturfilm gedreht: plötzlich groteske Ziegencomedy, dann putzige Tierbabyszenen, kurz darauf wieder ein mild düsterer Tierbabythriller, das ist etwas Besonderes und macht auf wunderbare Weise Spaß.
Doch dann leider ein weiterer Bruch, der den Film im letzten Drittel in weniger erbauliche Regionen abfallen lässt. Den großartigen Darstellern Hirte, Hund und Ziegen folgen nun die Dorfgemeinschaft und Produktionsprozesse als Zentren des Films. Und das wirkt plötzlich festgefahren, vorhersehbar. Sicher: ein Kreislauf schließt sich (Le quattro volte = Die vier Jahreszeiten?), es macht Sinn, es ist kaum wirklich kritisierbar, was Frammartino da mit seinem Film macht. Aber so spaßig und erfrischend anzusehen wie es lange war, ist so ein Verlauf fast ein wenig schade. Dennoch über weite Strecken ein echtes Erlebnis!
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