Bereits der Beginn ist ungewöhnlich: Im Vorspann des Films Greenberg, der also nach seinem männlichen Hauptcharakter benannt ist, wird statt dem Titel(anti)helden die weibliche Protagonistin eingeführt. Ben Stiller, der die Hauptrolle spielt, fungiert hier auch später kaum als Identifikationsperson oder Sympathieträger für das Publikum, aber seine Rolle ist auch keine typische „beliebter Komiker spielt total anti, um sich schauspielerisch zu beweisen“-Masche.
Roger Greenberg ist nicht mehr und nicht weniger als ein enorm schwieriger Typ und Noah Baumbach, u.a. Schöpfer des traumhaften Kinderdramas The Squid and the Whale oder Drehbuchautors von Wes Andersons The Life Aquatic with Steve Zissou, gibt ihm in seinem Film viel Platz zur Entfaltung seiner Persönlichkeit, seiner Marotten, die großteils eher traurig als nachdrücklich komisch wirken. Dies gilt auch für die zynischen Sprüche, die einen genialen Ton zwischen erhellendem Sarkasmus und tiefer Bitterkeit treffen. Da Greenberg einerseits ein armer Hund, andererseits eben dieser zynische Misanthrop ist, machen es Baumbach und Co-Autorin Jennifer Jason Leigh dem Zuschauer im absolut positiven Sinne nicht gerade leicht; es ist zwar schon öfter lustig im konventionellen Sinne, die meiste Zeit aber bleibt Stillers Charakter befremdlich und das Introvertiert-Gehemmte bestimmt eher das Geschehen.
Baumbach vermeidet auch große dramatische Zuspitzungen und versagt seinen vergangenheitsgeschädigten Protagonisten allzu derbe, unrealistisch wirkende Entwicklungen. Stattdessen rücken neben vielen unangenehmen Situationen, Gesprächen, Handlungen die kleinen Fortschritte und das Unspektakuläre am Leben und der Liebe zart in den Mittelpunkt, und ohne dass man es zunächst allzu bewusst wahrnehmen kann, wird Greenberg immer mehr und mehr zu einem richtig erfreulichen, tollen Film.
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