31. Mai 2010

L'homme qui marche (Aurélia Georges) 8,24




Man kennt die traurig-faszinierenden Geschichten von großartigen Schriftstellern (von Keats bis Dick, usw..), die ihr Leben in Armut verbringen, ohne ihre Werke gewinnbringend verkaufen zu können. Der gehende Mann von Madame Georges befasst sich mit einem auch postum weniger bekannten und relevanten Autor, der ebenfalls hart mit der Literaturszene, aber auch sich selbst zu kämpfen hat. Überhaupt nur ein Werk hat er zustande gebracht und danach offenbar nichts Verlegenswertes mehr zu Papier bringen können.

Die Hauptperson in Georges leisem, enorm subtilen Abstiegsporträt ist ein sonderlicher Einzelgänger, ein Mann, offensichtlich mit einer radikalen künstlerischen Vision, die sein eigenes Benehmen ganzheitlich einschließt, ein Mann quasi ohne Freunde und Familie. Einige Bekanntschaften und Kurzfreundschaften wird er im Verlauf seines Lebens machen, doch tiefere Beziehungen kann (und will?) er nicht eingehen. Seine Lethargie und Sturheit (? – Georges lässt einen über die Motive dieses verschlossenen Menschen rätseln) bedingen seinen langsamen, aber stetigen Verfall. Wenn so eine Person irgendwann verschwindet, nimmt niemand davon Notiz, weil keiner ihn richtig kennt oder vermisst. Solche Lebensgeschichten sind wohl die traurigsten überhaupt und tagtäglich passiert das psychisch Erkrankenden, Drogenkranken, Obdachlosen vor unseren Augen…

Der relativ kurze, schön reduzierte Film hat bei mir genau deshalb erst nach dem Abspann so richtig gezündet. Während der Sichtung noch kaum richtig begeistert, verfolgt mich die Geschichte dieses Mannes (sicher auch nochmal unterstützt durch die Einblendung zum Ende); seine faszinierende, mysteriös bleibende Persönlichkeit und seine traurige Geschichte: ein ausgesprochen tolles, künstlerisch glasklar konzipiertes und inszeniertes Werk.

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