25. Januar 2011

El secreto de sus ojos (Juan José Campanella) 5,45




Der Film, der einen Oscar als "Bester fremdsprachiger Film" erhalten hat und dementsprechend natürlich Erwartungen weckt, stellt sich als ruhiger, fast ein bisschen zu langer, sentimentaler Krimi mit etwas deplatzierten Humor- und Romanzeneinlagen dar. Im Mittelpunkt des Falles steht ein nie ganz aufgeklärter Mord an einer jungen Frau, ein davon traumatisierter Hinterbliebener und ein Kommissar, den diese ungeklärte Tat ein Leben lang nicht loslässt – ebenso wie die unerfüllte Liebe zu seiner Vorgesetzten.

Immerhin gibt es in dem melancholischen Alters-Werk schon ein paar erinnerungswürdige Momente: Sowohl eine beeindruckende Kamerasequenz in und in einem Fussballstadion als auch kuriose Einlagen wie der in einem Verhör zufällig entstehende, harsch-sexuelle Wort-Furor der Anwältin (Stichwort: „wie weiche Nudeln!“). Auch die Auflösung am Ende ist für sich genommen ein intensiver Kinomoment, man hat höchstens das Gefühl, so etwas schon woanders gesehen zu haben.

Das Problem des Films liegt eher im Leerlauf zwischen den gelungenen Phasen, vor allem Richtung Ende, als eine Zuspitzung der Spannung nicht unvorteilhaft wäre, ist das spürbar: Das Geheimnis in ihren Augen ist oft so langsam, fast schläfrig geschrieben, gespielt und inszeniert, dass er als Thriller unspannend, als Krimi kaum originell, als Romanze zu wenig intensiv und als Studie von Obsession und Leidenschaft zu oberflächlich bleibt. Vielen Juroren und Kritikern hat dies dennoch gereicht, um ihn toll zu finden, doch das Werk, das sich an Kollegen wie Zodiac oder Munich anzulehnen versucht, kann nie die Klasse dieser Vorbilder erreichen. Zu wie großen Anteilen dies an den bloß sehr lau charismatischen Darstellern, dem um Größe und labyrinthische Verstrickungen bemühten, aber eher lauwarmen Drehbuch oder einer nur phasenweise überzeugenden, insgesamt etwas zu gemächlichen Regie liegt, kann nicht ganz geklärt werden. Der mittelprächtige Film hätte jedenfalls nicht nur diesen kleinen Goldjungen nie im Leben verdient, er kann nicht einmal für einen schönen Fernsehabend oder entspannenden Kinobesuch ohne Bauchweh oder sonstige Einschränkungen empfohlen werden. Es sei denn, man hat gerade so richtig Lust auf wehmütige Weichspül-Sentimentalitäten in einem gewöhnlichen Krimi-Plot.

2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Eintrag, kann dir da im Grunde nur zustimmen. Bin selbst einer der wenigen, die vom letztjährigen Oscargewinner nicht wirklich angetan sind. Besonders der Anteil der überzeichnet kitschigen Liebesgeschichte war mir letztlich zu aufgesetzt und gewichtig. Gerade der von dir passenderweise erwähnte Zodiac gefällt mir auf dieser Ebene - und generell in diesem Genre - um Längen besser.

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  2. Nice. :)
    Ist immer gut, wenn man das Gefühl bekommt, noch nicht völlig abgedreht zu sein. ;)

    Die Filmauswahl und die Herangehensweise auf deinem Blog sehen auch sehr ansprechend aus. :)

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