10. Januar 2011

Etz Limon (Eran Riklis) 5,28




Die als sanft politisch grotesk angelegte Geschichte einer alleinstehenden palästinensischen Frau mit Zitronenhain als Nachbarin des israelischen Verteidigungsministers kommt leider über naive Völkerverständigungs-Sentimentalitäten nicht hinaus. Als die Israelis aus „Sicherheitsgründen“ die Baumplantage der harmlosen Dame einfach wegroden wollen, setzt sie sich zur Wehr und geht vor Gericht, in immer höhere Instanzen. Dass durch das Prickeln zwischen ihr und dem Anwalt eine mögliche Liebesgeschichte dem Politikum beigemengt wird, dass die Frau des harten Ministers die einzige auf der Gegenseite scheint, die dessen harte Linie mit Skepsis betrachtet: all das hilft dem Film nicht gerade, denn so geht Lemon Tree eher den Weg des Rührstücks als einen des bissig/intelligent/unterhaltsamen Kommentars zur Nahost-Katastrophe.

11 Kommentare:

  1. Hm, der schlägt immer noch ungesehen auf der Festplatte Wurzeln, zusammen mit einer Handvoll anderer Kandidaten des arte-Filmfestivals.

    Von dem ich im Übrigen doch eher enttäuscht war.
    Hast du da einiges mitgenommen?

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  2. Ah, vergiss' die Frage, hätte nur mal herunterscrollen müssen. :)

    Der Kolumbus-Film, uh, was für ein painintheasser.

    Werde mich darüber demnächst auch noch mal ein wenig auslassen.

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  3. Also enttäuscht war ich eben von dem hier und von Christoph Columbus. Kann nur hoffen, dass du von diesem nicht auf andere Oliveira-Filme schließt, denn der alte Herr kann schon einiges.

    Mit deinem englischen Ausdruck hatte ich jetzt aber gewaltige Probleme: Paninitheater, Paniniteaser, hähhh? Dann hats geschnackelt. :)
    Wäre auf jeden Fall cool, einen Text von dir zu so einem Film zu lesen.

    Ansonsten fand ich dieses Festival aber schon cool, Charly mochte ich, Stellet Licht war im Gegensatz zu Battle in Heaven auch ok ;) (wenn auch nicht ganz so kultig) und Wolke 9 auch super.

    Waltz with Bashir und Das jüngste Gewitter sind sowieso grandiose Filme. Berlin Calling auch sehr gut, Jellyfish auch ganz nett (aber nicht mehr). Lornas Schweigen hätt ich gern gesehen, aber synchronisiert wollte ich nicht. Flug des roten Ballons, Die Falle und Käptn Ahab sind bei mir noch auf Platte. ;)

    Also das gab schon etwas her, finde ich.

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  4. Kaum hatte ich das Wort ausgeschrieben, war mir auch schon nicht mehr klar, wie man das überhaupt lesen sollte. :)

    "Bashir", "39,90" und "Gewitter" kannte und mag ich auch, dabei wären das wahrscheinlich meine Highlights gewesen.

    "Stellet Licht", "Caramel" und, wie gesagt, "Lemon Tree" stehen noch aus. Zumindest auf ersteren habe ich jetzt wieder Lust bekommen, dachte nämlich, das wird jetzt wieder so ein Dröhner wie "Battle".

    Käpt'n Ahab - ja, wie soll man's sagen. Lass' Franzosen an Weltliteratur ran, und alles dreht sich bloß noch ums Ficken. Aber der hatte trotzdem was, auch wenn man bezüglich der Hauptfigur hinterher eigentlich um nichts schlauer ist (und mehr will ich jetzt auch nicht sagen).

    Sonst habe ich noch "O'Horten" nachgeholt, der ja trotz der depressiven Ausrichtung ganz heiter war, ebenso wie "Küss mich bitte!" - völlig überkonstruierter Quatsch, aber dank der Darsteller anschaubar.

    Einziger Kurzfilm, den ich erwischt habe, war "Yuri Lennons landing on Alpha 46", der war allerdings wirklich gut.

    "Lornas Schweigen" - stimmt, die Synchro war nicht so dolle, allerdings wurde da zwischendurch auch immer wieder untertitelt albanisch gesprochen, hättest du dir ruhig geben können. Film selbst: Schwerer Angang, interessante Mitte, blöde Auflösung.

    Meine Stinker sind dann auch tatsächlich "Charly", den fand ich ziemlich unerträglich (bis auf das Ende: "ah, komm rein!" :lol:), und "Berlin Calling", von dem ich mir nach derart viel Vorschusslorbeeren aus dem Bekanntenkreis einfach viel mehr erhofft hatte. Und der hat auch noch den Publikumspreis abgeräumt, ich weiß ja nicht.

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  5. ach schade, "Charly" ist doch wirklich ein lässiger Film. Aber ich freu mich schon, dass du ihn bis zum Ende angeschaut hast. ;)

    Von Berlin Calling hatte ich mir damals fast gar nichts erwartet und war dann schon ziemlich begeistert. Fand auch den Teil mit seiner Therapie recht ordentlich und trotzdem ein in jeder Hinsicht "fetziger" Streifen, wenn man so will. ;)

    "O'Horten" ist sicher nett, "Caramel" wahrscheinlich auch, hat mich aber bei der Flut an Filmen noch am wenigsten interessiert. Und "39,90" ist gut, sagst du? Dann werd ich mir das mal merken. :)

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  6. Und das war schwer, mit dem zu-Ende-gucken bei "Charly". Konnte aber einfach nicht glauben, wie man den eigenen Bruder als völlig antriebslosen Trauerkloß abfilmen kann, dem von einer Prostitiuierten via Alltagsaufgaben das Leben nahegebracht wird. "Babyschrittchen zum Fahrstuhl..." Und dann noch die obligatorische Jetzt-wirst-du-ein-Mann-Szene. Die, da hast du Recht, immerhin ungewöhnlich daherkam. :lol:

    Flott und fetzig war "Berlin Calling" ja, auch niemals langweilig, aber eben auch in keiner Weise außergewöhnlich. Standard-Junkie-Geschichte, Standard-Therapiegeschichte mit nicht-wahrhaben-wollen und sich-dünne-machen, ja, sogar nur Standard-Partyszenen.

    "39.90" mochte ich, weil Kounens Stil ein wenig von Beigbeders Art, zu schreiben, auf Film übertragen hat. Perfekt war der aber nicht, weil mehr verspielt denn zynisch (wenn man die Vorlage kennt) und am Ende wird es, typisch Kounen, so zurück-zur-Natur-schamanistisch. Aber Dujardin ist ein toller Hauptdarsteller, kennst ihn vielleicht aus den OSS117-Filmen.

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  7. Hehe, das mit dem eigenen Bruder ist wirklich spannend, aber das macht wohl echte KünstlerInnen (bzw. Franzosen ;) ) aus, dass sie sich da nix dabei denken. :)

    Das mit dem antriebslos fand ich schon glaubwürdig. Und ich weiß auch nicht, ob sie ihm das Leben beibringt. Sie weiß ja selber kaum etwas. ;)

    Zuviel Standard in BC? Vielleicht hat mich dieses frische Techno-Setting doch deutlich davon abgelenkt. Und im Junkie-/Therapie-Genre wird sogar mir nie fad. :)

    Von Kounen hab ich noch nix gesehen, wird auch mal Zeit. Für dich als Werbe-(Spruch)Experten ;) war das natürlich ein Pflichttermin, nehme ich an. Und OSS 117 kenn ich auch noch nicht. Ich geb ja eh mein Bestes, aber alles geht auch bei mir nicht.

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  8. War auch doof ausgedrückt mit dem Leben bei "Charly". Sagen wir mal so, sie hilft ihm auf eine patente Art und Weise, und diese "Nutte mit dem Herz aus Gold" ist so ein Kino-Klischee, bei dem ich schon mal abschalte. Wobei sie gar nicht so goldig war, hehe.

    Und abgeschaltet habe ich auch nicht, deswegen habe ich dieses unglaubliche Ende ja auch noch mitnehmen können.

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  9. So, jetzt habe ich auch endlich "Lemon Tree" gesehen, und irgendwie kann ich deine Kritik am Hang zur Rührseligkeit nicht ganz nachvollziehen.

    Immer, wenn in anderen Filmen die Konfrontation stattgefunden hätte, hat der Film doch wieder die Biege gemacht. Nie kam es zum berüchtigten "klärenden Gespräch". Jeder litt still und undramatisch vor sich hin. Das war doch wohl auch die Aussage: Zwei Kulturen, Nachbarn, Zaun an Zaun, die nicht miteinander reden. Mag manchem zu dick aufgetragen vorkommen, aber in der Nahost-Situation kann es ja nicht dick genug sein. Denn wie der Film schon andeutet: Es ändert sich ja doch nichts.

    Woher hast du denn die Hoffnung genommen, dass der Film bissig-unterhaltsam sein würde?

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  10. Es war keine Hoffnung, sondern eher aus der Enttäuschung danach ein kurzes Nachdenken, was mir vielleicht lieber gewesen wäre. ;)

    Normal bin ich da auch gar nicht so mit dem Einfordern, aber dieses stille Leiden, das dich offensichtlich mehr angesprochen hat, war mir einfach zu wenig für einen Film; ich empfand das eher als Plätschern und manche Aspekte wie die Liebesgeschichte rochen für mich zu sehr nach Formel XY.

    Du hast schon recht, wenn ich dich richtig verstehe, dass der Film angemessen zurückhaltend ist, aber ich hatte nach dem Abspann einfach das Gefühl, nicht einen guten, sondern einen ziemlich "egalen" Film gesehen zu haben.

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  11. Ja, jeder Jeck ist halt anders. :)

    Die Liebesgeschichte habe ich aber auch als aufgesetzt empfunden, vor allem, wenn man sich anschaut, wie die dann schlussendlich mündet.

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