Der berühmt besessene Kapitän aus dem Literatur-Klassiker "Moby Dick" bekommt vom französischen Regisseur einen ergänzenden "coming of age"-Werdegang spendiert. Eine fiktive Biographie einer fiktiven Romanfigur sozusagen. Ungeachtet der Frage, wie nobel oder ungehobelt (oder spannend) es sein mag, das Gedankengut eines längst toten Autors zu „erweitern“, ist Kapitän Ahab ein origineller Film. In 5 Kapiteln wird die Lebensgeschichte des immer grimmiger und gefühlskälter werdenden Ahab erzählt, wobei Ramos in jedem dieser Teile auf einen unterschiedlichen Erzähler zurückgreift, und, was vielleicht den größten Reiz dieses eigenwilligen und auch etwas eigenartigen Projekts darstellt, jedes dieser Kapitel hat somit auch einen ganz eigenen Stil. Man sieht also quasi 5 verschiedene Kurzfilme, die aber schon schlüssig miteinander verbunden sind.
Der Film ist insgesamt eher düster; ein ungeliebtes Kind wird zum Außenseiter und scheinbar unfähig zu lieben (etc..), dennoch gibt es immer wieder komische oder zumindest stimmungsaufhellende Ideen. Dass nach ca. 2 Dritteln des französischsprachigen Films plötzlich Walfang-Archivmaterial gezeigt wird und dazu herzhaft „What shall we do with the drunken sailor“ gesungen wird, ist da nur das offensichtlichste Beispiel von Ramos’ Experimentierfreudigkeit und einer angenehmen Freiheit seines Films. Wie "sinn-" oder "wertvoll" diese Entwicklungsgeschichte Ahabs nun sein mag, ist dabei sicher nicht der entscheidende Punkt. Capitaine Achab ist kein einfach, aber auch kein allzu mühsam konsumierbares Werk; sicher ein wenig sperrig, aber dank seines Abwechlsungsreichtums und der faszinierenden Idee, eine spannende Persönlichkeit zu skizzieren, kann man gut dran bleiben. Auch wenn diese Charakterisierung manchmal vielleicht etwas blöd sein mag, der Film wirkt auch trotz seines finsteren Themas nicht todernst, sondern man merkt dem Regisseur gewissen Spaß an seinem Kunstprodukt an.
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