15. Februar 2011

La belle endormie (Catherine Breillat) 7,33




Nach dem tollen morbid-kindlichen Barbe Bleue ("Blaubarts jüngste Frau") der nächste Märchenfilm der Spezialistin für weibliche Sexualität. Anders als im sich relativ deutlich an einer Vorlage orientierenden Vorgänger sind es hier Motive aus mehreren Märchen, die in den Film einfliessen, aber auch wiederum sehr stark von Breillats eigenen Ideen durchsetzt und erweitert werden: "Dornröschen", "Die Schneekönigin" und "Alice im Wunderland". Manchmal wirkt die schlafende Schöne etwas spröde und gar billig, manchmal etwas zu grotesk (vor allem in den betont komischen Alice-Momenten), doch wie eigentlich immer bei Breillat sind ihre eigenwillig ausgefallenen bis verstörenden, hintersinnigen Elemente so spannend, dass der Film nicht perfekt inszeniert sein muß, um zu faszinieren.

Beeindruckend ist vor allem, wie es am Ende gelingt, die Schöne und ihren Prinz flüssig, aber fast schon unerhört aus der kindlichen Märchenebene in eine reale, von körperlichem Begehren, Eifersucht und Streit geprägte Teenagerwelt zu versetzen, in der die Sexualität und Beziehungsprobleme plötzlich im Vordergrund stehen und an erwachsenere Werke der deutlich sanfter gewordenen Kinoprovokateurin erinnern. La belle endormie mutet anfangs noch wie eine exzentrische Version eines Film-Märchens aus den 70ern an, in das immer mehr Breillats Interesse für adoleszente Sexualität eindringt und endet schließlich geradezu kurios und abrupt. Darüberhinaus ist es übrigens ein Film, der nach einer tieferen Auseinandersetzung als an dieser Stelle möglich, geradezu schreit, vielleicht ja auch nach einer noch etwas höheren Wertung.

3 Kommentare:

  1. Ein Film, von dem ich bis jetzt tatsächlich noch nie etwas gehört habe. Basel, die Stadt, die an Frankreich grenzt, scheint in Sachen Kinoprogramm doch nicht so überwältigend zu sein...

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  2. Mich hat er zwischendurch etwas an VALERIE - EINE WOCHE VOLLER WUNDER erinnert, aber dann war er doch anders - viel spröder.

    @Whoknows:
    Er lief neulich zwei- oder dreimal bei arte, da hätte man ihn auch in Basel sehen können - also das nächstemal besser aufpassen ... :-Þ

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  3. Naja, der ist ja noch wirklich sehr neu. :)
    Gehört bzw. gelesen habe ich davon, als er in Venedig lief und kurz darauf bei der Viennale gezeigt wurde.

    Breillats Filme kommen auch bei uns nicht ins Kino, was eh eine Schande ist; dafür wurden ihre letzten 3 immerhin bei 3sat und arte ausgestrahlt. Man muß halt ständig ins TV-Programm schauen.. :)

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