In der hier besprochenen und bewerteten kürzeren Kinofassung ist das aufwendige Terroristenporträt vielleicht etwas löchrig, überzeugt aber dennoch durch die hingebungsvolle Akribie von Assayas, der die verschachtelte Internationalität der Szene so authentisch wie selten erlebt casten und spielen lässt: Carlos ist vor allem ein Sprachen-Film und bereitet alleine durch die Flüssigkeit und Dynamik der ständigen Sprach-Übergänge Spaß. Auch die Inszenierung des vielseitigen Filmemachers ist wie gewohnt top: Herausragend etwa die Szene mit der WG-Party, dem ersten Verrat an Carlos und wie dieser dann gewaltsam die Situation löst; eine Mischung aus Hitchcock-Spannungsaufbau und krasser Intensität - eine Szene, die aber auch auf betont coole Weise den (Film-/Anti-)Helden, vom zuvor noch nicht allzu bekannten Edgar Ramirez imposant verkörpert, so richtig einführt.
Obwohl der Terrorismus der 70er Jahre medial schon zur Genüge verarbeitet wurde und der Film sich in seiner Struktur letztlich kaum vom gängigen Biopic-Procedere abhebt, ist dieses Mega-Projekt vor allem ein sehr süffiges, unterhaltsames Porträt. Ob die auf 3 (TV-)Teile ausgelegte längere Fassung noch überzeugender, weil vielschichtiger ausgefallen ist, oder ob diese Länge auch mehr Langatmigkeit bewirkt hat, kann hier vorerst nicht geklärt werden.
Steht bei mir auch relativ weit oben auf der Liste der noch zu sehenden Filme. Es freut und motiviert mich also, hier dein Lob zu lesen. Bin mir aber im Unklaren, welche Fassung ich mir beschaffen soll. Hm.
AntwortenLöschenDiese Frage quälte mich auch ein Weilchen und ein bisschen. Wenn das Interesse aber groß ist, würd ich gleich zur längeren Version greifen.
AntwortenLöschenDas etwas blöde Gefühl, eine unnötig verkürzte Version gesehen zu haben, ist nämlich schon da. Nur ist mir der Film persönlich nicht soo wichtig, dass ich die Kurzfassung abgelehnt hätte..