29. März 2010

Død Snø (Tommy Wirkola) 5,12




Ein postmoderner, bemüht witziger Twenhorror/Nazi-Zombiefilm aus Norwegen, muß das sein? Nicht wirklich, denn Wirkolas Genrearbeit lässt fast durchgehend Kreativität, Rafinesse und Klasse vermissen, einen genre-prägenden und oft -gewohnten Subtext gibt es überhaupt nicht. Stattdessen läuft zu Beginn alles nach Schema F diverser Teen-Slasher ab, mit Spaß, Suff, Sex und einem Fremden, der Unheilvolles ankündigt (und kurz darauf schon auch hopps geht). Die Verweise auf Klassiker wie Evil Dead oder Dead Alive/Braindead fallen unter lustlos abgehaktes Pflichtprogramm, auch sonst gebären sich Charaktere, Dialoge und Kameraeinstellungen ziemlich langweilig. Als nächstes belagern dann die Zombies die Waldhütte und ich stellte mich schon auf einen ideenlos-öden, weiteren Night of the living Dead-Verschnitt ein, aber dann befreien sich zum Glück endlich die Charaktere und der Film: die Schneelandschaft wird gut ausgenützt und Dead Snow nimmt Fahrt auf und beginnt doch noch Spaß zu machen, gerade als er am Tiefpunkt schien.

Doch das Problem ist, dass Wirkola dann nicht komplett auf die Fun-Schiene wechselt, sondern mitten im spaßigen und schön saftigen Gemetzel ja wieder mal an die bisherigen Opfer der Truppe erinnert…ach ja, da war ja noch was, die besten Freunde sind ja tot und deshalb stellt sich bei den 2 letzten "Negerlein" wieder ganz kurz Trauer und Schock ein; da wird man plötzlich dran erinnert, dass bei erst kürzlich dahingerafften Freunden der dominierende Fun-Faktor des Films ja eigentlich Blödsinn ist und diese eigenartige Dissonanz, die durch eine kurze Szene bei Wirkola selbst betont und in Erinnerung gerufen wird, lässt Død Snø gleich wieder ordentlich fallen. Dazu schreit eine 1:1 Kopie einer grandiosen The Descent-Szene zum Plagiatshimmel.

Dead Snow wird gegen Ende etwas seltsam, er mischt Grauen und Groteske nahtlos ineinander, die Szenen beim Showdown (obligatorische Selbstamputation plus anschließendem ernüchternden Überraschungseffekt) wirkten auf mich nicht reizlos, aber auch weder beklemmend noch wirklich komisch, der Film scheint manchmal selbst wie seine Protagonisten, völlig benommen, bevor er wiederum absolut Schema F mäßig endet.

So bleibt nur die Erinnerung an ein paar nette (und eine gar eklige Klo/Finger-Ableck-Erotik-) Szenen zwischendurch, der Film ist nicht ärgerlich und auch nicht wirklich schwach, selbstverständlich “kompetent” gemacht, aber warum sollte jemand, der nur ab und zu dieses Genre konsumiert, ausgerechnet Dead Snow anschauen, wenn es doch soviele andere gute Werke dieser Richtung, egal ob ironisch-komisch oder beklemmend-spannend, gibt? Und vermutlich wird es selbst für die mir so fernen Genrefans auch nicht ganz zum absoluten Kultfilm reichen; Wirkolas Genre-Variation ist also eine etwas halbgare Geschichte, die möglicherweise den Verantwortlichen selbst am meisten Spaß gemacht hat. Da war Eli Roth 7 Jahre (!) zuvor mit dem zumindest ausgefallenen Cabin Fever doch schon deutlich weiter – obwohl jener letztendlich ja auch kein gelungener Film war.

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